Von Thomas Gitzel, Chief Economist VP Bank
Vaduz – Die Inflationsrate in Deutschland steigt und nimmt Anlauf für die nächste Aufwärtsbewegung.
Die deutsche Inflationsrate steigt im August einer ersten Schätzung zufolge auf 7.9 % von 7.5 % im Juli.
Die Preisteigerung nimmt Anlauf für die nächste deutliche Erhöhung. Gemessen an dem, was in den kommenden Monaten noch ins Haus steht, ist der Anstieg gering, im direkten Monatsvergleich liess die Teuerungsdynamik nämlich nach. Gegenüber dem Juli stiegen die Preise um geringe 0.3 %, gemessen an den Vormonaten. Steigende Lebensmittelpreise, höhere Energie- und Wohnkosten gehören im August zu den Haupttreibern. Doch letztlich handelt es sich um einen breiten Preisanstieg. Es gibt derzeit kaum Güter, die nicht teurer werden. Es kommt allerdings noch schlimmer: Im September werden der Wegfall des Tankrabatts und des 9-Euro-Tickets ihre Wirkung zeigen. Im Oktober wird sich dann die Gasumlage kräftig bemerkbar machen. Die Inflationsrate dürfte im Oktober über die Marke von 10 % springen.
In der EZB wird derzeit dennoch debattiert, ob im September ein grosser Zinsschritt erfolgen soll. In Anbetracht einer Inflationsrate von knapp 9 % für den gemeinsamen Währungsraum reibt man sich darüber nur verwundert die Augen. Verbraucher und Unternehmer machen sich Sorgen, ob die EZB ihrem Auftrag der Wahrung der Preisstabilität nachkommt. Gemessen an der aktuellen Inflationsrate und dem, was noch ins Haus steht, müsste die EZB eigentlich einen regelrechten «Jumbo-Zinsschritt» lancieren.
Das Urteil der Märkte ist inzwischen gefällt: Der Euro musste in den vergangenen Monaten deutlich Federn lassen. Dass die europäische Gemeinschaftswährung um die Parität gegenüber dem US-Dollar schwankt und damit massiv unterbewertet ist, spricht Bände. An den Devisenmärkten rechnet man nicht damit, dass sich die EZB in absehbarer Zeit zu deutlichen Zinsanhebungen entschliessen wird. Aber vielleicht ist gerade der Druck der Devisenmärkte nötig, um die EZB umzustimmen. (VP Bank/mc/ps)