Von Dr. Thomas Gitzel, Chief Economist, VP Bank
Vaduz – Die ZEW-Konjunkturerwartungen klettern im Februar von 51.7 auf 54.3. Die Aussicht auf den Frühling und ein nachlassendes Virusgeschehen lassen auf eine bessere konjunkturelle Situation hoffen. Vor allem der Dienstleistungssektor kann sich auf bessere Geschäfte im Frühjahr freuen – allen voran der Hotel- und Gaststättensektor.
Die Industrie leidet derweil weiterhin unter einer angespannten Lieferkettensituation. Zwar sind Verbesserungen erkennbar, wie der VP Bank Lieferkettenindex zeigt, doch die Ausgangsniveaus vor Ausbruch der Corona-Pandemie sind noch in weiter Entfernung. Die Industrieproduktion wird deshalb weiterhin nur in Trippelschritten vorankommen.
Die bereits gestiegenen Kapitalmarktzinsen und die geopolitischen Unsicherheiten an der Ostgrenze der Ukraine treiben derweil auch die vom ZEW befragten Analysten um. Zu vermuten ist, dass ohne diese beiden Faktoren ein wesentlich deutlicherer Anstieg der ZEW-Konjunkturerwartungen zu vermelden gewesen wäre. Zumal die erhöhte Nervosität an den Börsen der vergangenen Tage nicht mehr in den Erhebungszeitraum fiel.
Tatsächlich könnte der Ukraine-Konflikt zum konjunkturellen Spielverderber werden. Dies gilt insbesondere dann, wenn bei einem etwaigen Einmarsch russischer Truppen in der Ukraine der russische Energiesektor mit Sanktionen belegt würde oder Russland seinerseits Energielieferungen einstellt. Zwar werden die USA als auch die EU selbst bei einem russischen Übergriff versuchen, den Energiesektor von Sanktionen in weiten Teilen auszunehmen, doch Restrisiken verbleiben. Gerade diese Restrisiken können den Konjunkturoptimismus in den kommenden Wochen etwas dämpfen. (VP Bank/mc/ps)