Von Thomas Gitzel, Chief Economist VP Bank
Die US-Notenbank Fed erhöht den Leitzins um 50 Basispunkte. Das Zielband für die Federal Funds Rate liegt nun zwischen 0.75 % und 1.00 %. Gleichzeitig entschied sich Offenmarktausschuss für einen Bilanzsummenabbau.
Die Fed kleckert nicht, sondern klotzt. Laut ihrem Vorsitzenden, Jerome Powell, sei die Inflation viel zu hoch und der Arbeitsmarkt zu eng. Die US-Notenbank hebt darum nicht nur den Leitzins um 50 Basispunkte an, sondern beginnt auch mit dem Bilanzsummenabbau.
Der Bestand an Staats- und Hypothekenanleihen soll ab Juni zunächst monatlich um 30 bzw. 17.5 Mrd. US-Dollar reduziert werden. Nach drei Monaten wird der Bilanzsummenabbau dann auf die bereits kommunizierte monatliche Summe von 95 Mrd. erhöht. 60 Mrd. USD entfallen dann auf den Bestand von US-Staatstiteln und 35 Mrd. USD auf hypothekenbesicherte Anleihen.
Auch zum weiteren Ausblick gibt es Auskunft: Laut Powell lägen für die nächsten Notenbanksitzungen Zinserhöhungen von 50 Basispunkten auf dem Tisch. Erhöhungen von 75 Basispunkten würden derweil nicht erwogen. Die US-Wirtschaft sei stark genug, um mit den höheren Zinsen umgehen zu können.
Die US-Währungshüter fahren also ab Juni zweigleisig. Zinserhöhungen im Umfang von zunächst 50 Basispunkten werden begleitet von einem Abbau der Wertpapierbestände. Letzteres sollte in seiner Wirkung nicht unterschätzt werden.
Die Bilanzreduktion zieht einen gewaltigen Liquiditätsentzug nach sich. Der Abbau der Wertpapierbestände ist deshalb ein Substitut für Zinsanhebungen. Weil der Bilanzsummenabbau als eine Art von Verstärker wirkt, muss die Fed die Zinsen vermutlich nicht so hoch anheben wie es beispielsweise in den 1970er oder 1980er Jahren der Fall war, um der Inflation Herr zu werden.
Die Fed schreitet mutig voran. Das war weitgehend erwartet worden. Auch dass die Fed zunächst mit Zinserhöhungen im Umfang von 50 Basispunkten fortfährt, führt zu keinem Raunen. Ein straffer Zinsanhebungspfad ist weitgehend eingepreist.
Die US-Währungshüter haben sogar die Erwartungen etwas unterboten. Es wurde davon ausgegangen, dass die Verkäufe schon von Beginn an bis zu 95 Mrd. Dollar pro Monat ausmachen würden. Dass es in den ersten drei Monaten “nur» 47.5 Mrd. Dollar sind, überrascht damit auf der Unterseite.
An den Finanzmärkten scheint man derweil froh zu sein, dass die Fed nicht einen noch aggressiveren Kurs verkündet hat. Der Dollar gibt etwas nach, die Renditen fallen und die Aktienmärkte legen zu.
Der geldpolitische Staffelstab geht nun an die EZB über. Die europäischen Währungshüter sollten nun die Vorgaben aus Washington aufnehmen und ebenfalls handeln. (VP Bank/mc/ps)