Der Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe in der Eurozone steigt im März überraschend deutlich von 57.9 auf 62.4. Der Index für den Dienstleistungssektor legt von 45.7 auf 48.8 zu. Der aus beiden zusammengefasste Composite-Index klettert von 48.8 auf 52.5. Werte von über 50 signalisieren eine wirtschaftliche Expansion.
Was für ein Zahlenwerk! Da reibt man sich selbst als Ökonom verwundert die Augen. Die Stimmung in der Industrie könnte kaum besser sein, sowohl gesamthaft für die Eurozone als auch in Deutschland.
Die Stimmung im deutschen verarbeitenden Gewerbe schiesst regelrecht in die Höhe. Der entsprechende Index für die grösste Volkswirtschaft der Eurozone steigt von 60.7 auf 66.6. Das sind Werte, die einen Boom signalisieren.
Die Industrie profitiert von der wirtschaftlichen Erholung in Asien und in den USA. Selbst der deutsche Dienstleistungssektor blickt wesentlich optimistischer in die Zukunft. Mit 50.8 liegt der Wert über der Expansionsschwelle. Auch in Frankreich berappelt sich die Wirtschaftsstimmung, wenngleich nicht ganz so ausgeprägt wie in Deutschland.
Allerdings sind im Dienstleistungsindex die in den letzten Tagen verhängten Eindämmungsmassnahmen noch nicht sichtbar. Dies schmälert die Freude über die erfreulichen Werte. Nichtsdestotrotz scheint man der bald in Fahrt kommenden Impfkampagne einen Vertrauensvorschuss zu geben. Nun darf die Politik nicht enttäuschen.
Es kommt jetzt auf eine erfolgreiche Impfstrategie an. Die EU steht nun vor einem entscheidenden Vertrauensbeweis. Thierry Breton, EU-Kommissar für den Binnenmarkt, hat vor wenigen Tagen signalisiert, dass die Union im April 100 Millionen und im Mai 120 Millionen Impfdosen erhalten soll. Dies vergleicht sich mit nur etwa 100 Millionen Dosen für das gesamt erste Quartal.
Mit dem verfügbaren Impfmaterial könnten wöchentlich etwa 5.5 Dosen je 100 Einwohner über die nächsten 10 Wochen hinweg verabreicht werden. Das wäre eine immense Steigerung von dem bisher erreichten Höchststand Mitte März von 2 Dosen pro 100 Einwohner. Damit könnte die EU beim Impftempo mit den USA oder auch Grossbritannien gleichziehen.
Kurzum: Ob die deutlich verbesserte Wirtschaftsstimmung länger trägt, hängt entscheidend von der im zweiten Quartal richtig in Fahrt kommenden Impfkampagne ab. Die Politik darf nun nicht enttäuschen. Europa muss zeigen, dass es seine Menschen und die Wirtschaft schützen kann. (VP Bank/mc/pg)