VP Bank Spotanalyse: EZB bereitet Märkte auf Zinspause vor

Von Thomas Gitzel, Chief Economist VP Bank
Leitzinsen erneut um 25 Basispunkte gesenkt.
Die Europäische Zentralbank (EZB) hat ihre Leitzinsen erneut um einen Viertelprozentpunkt reduziert. Der Einlagensatz liegt neu bei 2.5 %. Der Hauptrefinanzierungssatz bei 2.65 %. Die EZB schreitet im Zinssenkungszyklus voran.
Allerdings ändert sich der Wortlaut in der Kommunikation. Dieser legt nun eine Pause bei der geldpolitischen Lockerung nahe. Der veränderte Ausblick ist unter anderem den aktualisierten Projektionen der EZB-Volkswirte geschuldet. Die Teuerung im Euroraum wird nach dieser Einschätzung langsamer zurückgehen als zuletzt erwartet. Für das laufende Jahr wird mit einer Inflationsrate von 2.3 % gerechnet, im Dezember wurden noch 2.1 % vorhergesagt.
EZB-Chefin Christine Lagarde übte sich an der Pressekonferenz in Zurückhaltung. Die EZB müsse sehr wachsam sowie flexibel sein, und auf die Daten reagieren. Die Ausführungen waren damit von grösserer Vorsicht geprägt. Es gebe keinen festgelegten Fahrplan für die weitere Geldpolitik, sagte die Notenbankchefin.
Die EZB bereitet die Finanzmärkte auf eine Pause vor. Möglicherweise wird dies bereits auf der nächsten Zinssitzung im April der Fall sein. Aus unserer Sicht werden die europäischen Währungshüter aber im Jahresverlauf die Zinsen weiter senken. Ein Einlagensatz von 2 % bleibt realistisch. Weitere geldpolitische Lockerungen werden fallende Inflationsraten ermöglichen. Es kommt zu Basiseffekten im Bereich von Dienstleistungspreisen.
Auch auf das von den potenziellen Koalitionsparteien der neuen deutschen Regierung präsentierte Ausgabenprogramm ging Lagarde ein. Zwar hat das Programm mittelfristig auch Auswirkungen auf die gesamtwirtschaftliche Nachfrage, kurzfristig spiele es aber für die Geldpolitik keine Rolle.
Von den geplanten historisch hohen Ausgaben der potenziellen neuen Bundesregierung gehen zunächst keine Inflationsgefahren aus. Bis die Mittel bereitgestellt werden und die Wirtschaft davon profitiert, werden noch Monate oder Quartale vergehen. Anders würde es aussehen, wenn es zu erheblichen Entlastungen für die Bürger kommen würde. Dies ist aber auf Basis des aktuellen Kenntnisstands nicht geplant.