VP Bank – Spotanalyse EZB: Draghi schöpft grosszügig

Thomas Gitzel

von Thomas Gitzel, Chefökonom VP Bank. (Screenshot YouTube)

Vaduz – Es ist seine zweitletzte Sitzung als Präsident der Europäischen Zentralbank und Mario Draghi schöpft nochmals mit der grossen geldpolitischen Kelle an. Die Suppe auf dem Teller ist dabei reich an Zutaten. In Anbetracht rekordtiefer Negativzinsen ist für viele Sparer die Zinssuppe aber versalzen.

Zu den Entscheiden:

In Anbetracht schlechter Konjunkturdaten und schwacher Inflationsdaten musste die EZB handeln. Die volkswirtschaftlichen Projektionen der EZB-Volkswirte sehen zudem eine tiefere Inflationsrate in den kommenden Jahren voraus. Die Abwärtsrevision beruht dabei auf dem schwächeren Wachstumsumfeld.

Handeln bevor es zu spät ist
Insbesondere Deutschland entwickelt sich zum Sorgenkind. Die grösste Volkswirtschaft der Eurozone dürfte bereits in der Rezession stecken. Das neue geldpolitische Credo heisst dabei: Handeln bevor es zu spät ist – wir sehen das auch bei der US-Notenbank Fed. Die Gefahr ist in der Tat gross, dass die Schwäche Deutschlands auf den gesamten Währungsraum abfärbt. Noch geht es etwa Frankreich verhältnismässig gut. Draghi beugt also vor und erhöht den Druck des geldpolitischen Feuerwehrschlauchs.

Geldpolitisches Feuerwerk im Rahmen der Erwartungen
Das Massnahmenpaket trifft in etwa die Erwartungen. Dem einen oder anderen mögen die monatlichen Wertpapierkäufe im Umfang von 20 Mrd. Euro sogar klein vorkommen. Doch hierbei sei nicht vergessen, dass die Käufe zunächst ohne Enddatum versehen sind. In Anbetracht des harten Gegenwindes einiger Notenbanken – darunter auch der Deutschen Bundesbank – kann dieser Entscheid als Kompromiss betrachtet werden. Um es kurz zu machen: Ja, wir haben ein geldpolitisches Feuerwerk bekommen, aber es fällt im Rahmen dessen aus, was zu erwarten war.

Das Sparbuch hat ausgedient
Sparer schauen also noch lange in die Röhre. Das Sparbuch hat ausgedient. Der Häuslebauer muss sich derweil keine Sorgen um die Anschlussfinanzierung machen. Letztere könnte möglicherweise sogar noch günstiger werden.

EZB-Präsident Draghi verwies an der Medienkonferenz darauf, dass der Fiskalpolitik zukünftig eine stärkere Rolle zukommen müsse. Damit dürfte er indirekt auch zu verstehen geben, dass die Geldpolitik an ihre Grenzen stösst. Ohne Strukturreformen und ohne Nutzung fiskalpolitischer Spielräume wird die EZB zukünftig mit leeren Händen dastehen. Der Spielball liegt jetzt im Feld der Politik. Die EU Staats- und Regierungschefs sind zum Handeln aufgefordert. (VP Bank/mc)

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