VP Bank Spotanalyse: Fed signalisiert weitere Leitzinserhöhungen

VP Bank Spotanalyse: Fed signalisiert weitere Leitzinserhöhungen
Thomas Gitzel, Chief Economist VP Bank. (Foto: VP Bank)

Von Thomas Gitzel, Chief Economist VP Bank

Die US-Notenbank belässt im Juni ihr Leitzinsband zwischen 5 % und 5.25 %.

Die deutlich nach oben geschraubten Leitzinsprojektionen sind die grosse Überraschung der Junisitzung des geldpolitischen Gremiums der US-Notenbank. Die Fed möchte trotz Zinserhöhungspause keineswegs den Eindruck einer zu lockeren Notenbank erwecken. Die US-Währungshüter möchten stattdessen signalisieren, dass sie bereit sind, weiter zu handeln.

Es sind vor allem die Projektionen («Dot Plot»), die eher in Richtung Straffung gehen, auch wenn das Statement zum Entscheid aufgrund der Leitzinspause in der Wortwahl deutlich abgeschwächt wurde. Doch werden die Notenbanker in Washington keine Notwendigkeit sehen, weiter an der Zinsschraube zu drehen. Denn die Fed ist nun im restriktiven Bereich angelangt, die Leitzinsen sind höher als die Inflation. Gleichzeitig sind Schwächeanzeichen der US-Wirtschaft unübersehbar.

Die Projektionen des geldpolitischen Gremiums sehen gegenüber der letzten Einschätzung im März weitere Leitzinsanhebungen im Umfang von 50 Basispunkten vor. Zwei Dinge sprechen grundsätzlich dafür: Die immer noch hohe Kerninflationsrate von 5.3 % und der gut laufende US-Arbeitsmarkt.

Die Kerninflationsrate wird in den kommenden Monaten deutlich fallen. Haupttreiber der noch immer hohen Kerninflationsrate sind die Mieten und die kalkulatorischen Eigenmieten. Der regionale Ableger der Fed in Cleveland berechnet hierzu einen vorlaufenden Indikator, der auf Sicht der kommenden Monate eine merklich nachlassende Dynamik des Mietpreisanstieges nahelegt. Dies wird man auch in der Washingtoner Zentrale der Fed wahrnehmen und berücksichtigen. Und zum zweiten Punkt: Der Arbeitsmarkt ist ein der konjunkturellen Entwicklung nachlaufender Indikator. Er wird mit einer beginnenden Rezession im weiteren Jahreslauf zur Schwäche neigen.

Die Fed-Sitzung fällt damit wie erwartet aus. Das Credo der Notenbanker lautet: Stopp von Leitzinserhöhungen, aber gleichzeitig nicht zu locker wirken. Auch wenn die Fed im Nachgang des Zinsentscheids weiterhin den Eindruck einer zu weiteren Zinserhöhungen bereiten Notenbank erweckt, sie hat das Soll erfüllt. Im Gegensatz zur Europäischen Zentralbank (EZB) hat die Fed ordentlich vorgelegt. Die Bremswirkungen der Leitzinserhöhungen lassen sich nicht übersehen. So leidet die Bauwirtschaft und auch die US-Verbraucher müssen den Gürtel enger schnallen. Rezessionsgefahren sind offensichtlich. Gerade deshalb hat die Fed ihr Leitzinshoch erreicht. (VP Bank/mc/ps)

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