VP Bank Spotanalyse: Gesamtteuerung in der Schweiz geht weiter zurück

VP Bank Spotanalyse: Gesamtteuerung in der Schweiz geht weiter zurück
Thomas Gitzel, Chief Economist VP Bank. (Foto: VP Bank)

Von Thomas Gitzel, Chief Economist VP Bank

Die Schweizer Inflationsrate liegt im Januar bei 0.4 %. Die Kerninflationsrate steigt derweil von 0.7 % auf 0.9 %.

Zwar steigen die Preise gegenüber dem Vorjahresmonat, doch im direkten Monatsvergleich ist nun schon zum fünften Mal in Folge ein Rückgang zu verzeichnen. Was den Konsumenten freut, wird von Notenbankern mit gewissem Argwohn beäugt. Ein gewisses Mass an Inflation ist gewünscht, schliesslich haben deflationäre Prozesse auch negative Rückwirkungen auf das Wachstum.

Überrascht hat die Inflationsrate unter Ausklammerung von Energie- und Nahrungsmittelpreisen (Kernrate), die entgegen den Erwartungen steigt. Allerdings sollte der Anstieg der Kerninflationsrate nicht als Zeichen des Endes des Desinflationsprozesses verstanden werden. Vielmehr spiegeln sich darin «klassische» Januar-Effekte wider.

Im Januar passen viele Branchen und Unternehmen ihre Preise an. Hotelübernachtungen sind teurer geworden, aber auch Versicherungen. Zusätzlich sollte berücksichtigt werden, dass der Warenkorb zu Jahresbeginn neu gewichtet wird. So wurde der Anteil von Wohnungsmieten vergrössert und liegt neu bei 19.9 % (alt: 18.4 %).

Dass der übergeordnete disinflationäre Prozess anhält, zeigt der Blick auf die Inflationsrate ohne Wohnungsmieten. Hier steht gegenüber dem Vorjahresmonat ein Minus von 0.3 % zu Buche und der Preisrückgang von importierten Gütern gewinnt sogar an Geschwindigkeit. Gegenüber Januar 2024 gehen die Preise von Importgütern um satte 1.5 % zurück.

Es ist deshalb nicht die Frage, ob die Schweizerische Nationalbank (SNB) den Leitzins bis auf Null senkt, sondern ob sie dies bereits schon auf ihrer kommenden Sitzung im März tut. Bislang rechnen die meisten Volkswirte mit einer Zinsreduktion um 25 Basispunkte. Bereits im Dezember beschloss sie eine unerwartet grosse Zinsreduktion um 50 Basispunkte auf 0.5 %.

Die eigentlich spannende Frage ist ohnehin, wie der geldpolitische Kurs nach Erreichen der Nullmarke aussieht. SNB-Präsident Martin Schlegel führte bereits Negativzinsen ins Feld. Als weitere Option kämen Devisenmarktinterventionen in Frage. Die SNB könnte nach Erreichen der Nullzinsmarke aber auch über einen längeren Zeitraum pausieren und die Inflationsentwicklung beobachten. Letzteres ist wohl das wahrscheinlichste Szenario.

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