Von Thomas Gitzel, Chief Economist VP Bank
Zahlen für Februar zeigen gute und schlechte Entwicklungen.
Die Inflationsrate in Deutschland ist im Februar der ersten Schätzung zufolge von 2.9 % auf 2.5 % gesunken. Dies ist der niedrigste Wert seit Juni 2021. Aber mit der Inflationsrate ist es derzeit so eine Sache. Je nach Betrachtung kann man die Teuerungsentwicklung unterschiedlich interpretieren.
Zunächst gilt: Die Inflationsrate fällt weiter. Aber gegenüber Januar sind die Preise um 0.4 % gestiegen. Das ist zwar etwas weniger als von Volkswirten prognostiziert, aber mehr als im Vormonat. Im Januar stiegen die Preise gegenüber Dezember um 0.2 %.
Die Teuerungsdynamik hat damit zugenommen. Rechnet man die volatilen Energie- und Nahrungsmittelpreise heraus, liegt die Inflationsrate bei 3.4 % (Kernteuerungsrate) und gleichviel wie im Januar. Ein Rückgang dieses für die Europäische Zentralbank (EZB) besonders wichtigen Inflationsmasses blieb damit aus.
Die EZB dürfte ebenfalls mit gemischten Gefühlen auf die Inflationsentwicklung blicken. EZB-Chefin Christine Lagarde betont schon seit einigen Wochen die Gefahr von Zweitrundeneffekten, ausgehend von höheren Löhnen. Ein Inflationsanstieg von 0.4 % im Monatsvergleich dürfte nicht gerade besänftigend wirken. Und auch der ausgebliebene Rückgang der Kerninflationsrate wird den Währungshütern ein Dorn im Auge sein. Eine rasche Zinssenkung scheidet damit aus.
Doch bei allen berechtigten Inflationssorgen sollte nicht vergessen werden, dass Deutschland wirtschaftlich angeschlagen ist. Ob gestiegene Kosten aufgrund von höheren Löhnen so einfach an die Konsumenten weitergegeben werden können, bleibt fraglich. Deshalb ist davon auszugehen, dass auf Sicht der kommenden Monate die Inflationsraten weiter fallen werden. Eine Zinssenkung im Juni bleibt damit trotz allem das wahrscheinlichste Szenario.