«Die Inflationsrate in den USA ist im Dezember von 6.8 % auf 7 % gestiegen. An solch hohe Raten kann und möchte man sich nicht gewöhnen. Es muss sich um eine vorübergehende Angelegenheit handeln, sonst hätte die US-Wirtschaft langfristig ein Problem.
Die gute Nachricht ist: In den kommenden Monaten wird die Inflationsrate in den Rückwärtsgang gehen, auch ohne Zutun der US-Notenbank. Dafür sorgt allein der kleiner werdende Basiseffekt bei den Energiepreisen. Es ist also nicht die Frage, ob die Inflationsrate fällt, sondern auf welchem Niveau sie sich einpendeln wird.
Gerade deshalb dürfte sich die Fed weniger vor den aktuell so hohen Inflationsraten fürchten, sondern vielmehr vor der Lücke am Arbeitsmarkt. Die Nachfrage seitens der Unternehmen ist gross, während die Arbeitnehmer nicht in dem Masse an ihren Arbeitsplatz zurückkehren, wie es eigentlich zu erwarten gewesen wäre. Damit blickt die US-Wirtschaft auf eine rekordhohe Anzahl offener Stellen.
Wer eine Arbeitskraft einstellt, muss als Unternehmen nun tiefer in die Tasche greifen. Die durchschnittlichen Stundenlöhne stiegen zuletzt mit Raten im Bereich von 5 % gegenüber dem Vorjahr. Dies dürfte den Notenbank-Verantwortlichen die Schweissperlen auf die Stirn treiben, denn es könnte sich eine gefürchtete Lohn-Preis-Spirale in Gang setzen.
Um die Inflationserwartungen frühzeitig im Zaum zu halten, legt die Fed kräftig den Schalter um. Auf das bevorstehende geldpolitische Menü hat Fed-Chef Jerome Powell bereits schon eine Vorschau gewährt.
Als geldpolitische Vorspeise wird eine Einstellung der Wertpapierkäufe gereicht. Der Hauptgang besteht dann im laufenden Jahr aus vermutlich drei Zinserhöhungen. Um das Menü zu komplettieren gibt es als Nachspeise noch eine Bilanzsummenreduktion. Die Fed wird also das ausgeteilte Geld der vergangenen Jahre wieder einsammeln. Die Wiederanlage fällig werdender Wertpapiere wird gestoppt. Der Hunger der Fed nach einer geldpolitischen Straffung wird also gestillt.» (VP Bank/mc)