VP Bank Spotanalyse Japan: Die BoJ hat es getan
Von Thomas Gitzel, Chief Economist VP Bank
Sie hat es getan! Erstmalig seit 17 Jahren hob die Bank of Japan (BoJ) die Leitzinsen an. Der Tagesgeldsatz wird als neuer Schlüsselzins festgelegt. Die BoJ wird ihn in einer Spanne von 0 bis 0.1 % halten. Die japanischen Währungshüter werden auch die Kontrolle der Renditekurve aufgeben (YCC) auf. Letztere war seit 2016 in Kraft und deckelte die langfristigen Zinssätze bei null. Allerdings wird die BoJ weiterhin Anleihen kaufen – und zwar in etwa in gleichem Umfang wie zuvor. Die BoJ wird das Anleiheaufkaufvolumen sogar erhöhen, sollten die langfristigen Anleihen zu schnell steigen.
BoJ-Gouverneur Kazuo Ueda führt die Bank of Japan in eine neue Ära. Die Änderungen stellen die bisherige Geldpolitik allerdings nicht auf den Kopf. Es ist deshalb vor allem ein symbolischer Schritt. Die BoJ muss ein neuerliches Abgleiten in die Deflation verhindern, deshalb ist der heutige Schritt der Beginn eines sanften Wandels der Geldpolitik und keine abrupte Abkehr von der ultra-expansiven Geldpolitik.
Während Fed und EZB schon wieder Zinssenkungen im Visier haben, geht man in Japan einen anderen Weg. Dabei kamen zuletzt die Inflationsraten bereits schon wieder zurück. Anfang 2023 stieg die Inflationsrate auf für japanische Verhältnisse ungewöhnliche 4.3%, mittlerweile sind es nur noch 2.2%. Da sich allerdings der Dienstleistungssektor laut dem vielbeachteten Konjunkturbarometer Tankan immer noch in blendender Verfassung zeigt und gleichzeitig die Löhne so stark steigen wie zuletzt 1991, schien man innerhalb der BoJ nervös zu werden.
Schon im Vorfeld der Sitzung mehrten sich die Stimmen aus den Reihen der BoJ-Offiziellen, dass erste Schritte einer geldpolitischen Normalisierung notwendig werden. Aber es gilt zu unterscheiden zwischen einer Adjustierung der ultra-lockeren Geldpolitik und einer grundsätzlichen Neuausrichtung. Für eine gänzliche Neuausrichtung der Geldpolitik müssten die Inflationsraten auf deutlich erhöhtem Niveau zum Liegen kommen. Der demografische Wandel in Japan hatte aber bislang eine Deflation zur Folge. Ob daraus nun plötzlich ein inflationäres Umfeld wird, bleibt fraglich.
Die Bank of Japan dürfte deshalb grundsätzlich vorsichtig bleiben. Dies heißt aber nicht, dass man in Japan die Hände in Schoß legt, vielmehr dürfte die Geldpolitik schrittweise etwas straffer werden. Dass nun aber der Weg der Fed und EZB eingeschlagen wird, beide Notenbanken hoben in Rekordgeschwindigkeit den Leitzins an, ist unwahrscheinlich. Auch im Jahr 2000 und 2006 hat die BoJ das damalige niedrige Zinsniveau etwas angehoben und dabei zu restriktiv zu werden. Ähnliches ist auch jetzt zu erwarten. (VP Bank/mc/ps)