VP Bank Spotanalyse: Neue Sanktionen – Gassektor noch nicht betroffen

VP Bank Spotanalyse: Neue Sanktionen – Gassektor noch nicht betroffen
Thomas Gitzel, Chief Economist VP Bank. (Foto: VP Bank)

Russische Truppen sind über Nacht in der Ukraine weiter vorgerückt. An den Finanzmärkten bleibt man bei aller Unsicherheit über die weitere Entwicklung derweil rational und kalkuliert die wirtschaftlichen Konsequenzen des russischen Übergriffs.

von Thomas Gitzel, Chefökonom VP Bank

Besonderes Augenmerk gilt dabei den neu beschlossenen weiteren Sanktionen der EU, den USA und Grossbritannien. Das Wichtigste vorweg: Der Öl- und Gassektor, aber auch das globale Zahlungsabwicklungssystem SWIFT bleiben ausgenommen.

Aktuelle Daten des physischen Gasdurchflusses am North-Stream-Knotenpunkt in Greifswald zeigen darüber hinaus keine Auffälligkeiten. Über diese Pipeline fliesst die übliche Gasmenge.

Zu den härtesten Massnahmen gehören die von den USA neu sanktionierten zwei grössten Banken Russlands, die Sberbank und die VTB Bank. Beide haben damit keinen Zugang zum Dollar-Zahlungsverkehr mehr, was in der Praxis dem Komplettausschluss aus SWIFT sehr nahekommt. Seitens der EU werden die Banken Alfa Bank and Bank Otkritie sanktioniert.

Die EU, die USA und Grossbritannien bringen darüber hinaus weitreichende Exportkontrollen auf den Weg. Russland soll der Einkauf von Vorleistungsgütern mit besonderem Fokus auf Elektronik, Telekommunikation, Informationssicherheit, Sensoren und Laser und Marineanwendungen verwehrt werden. Ebenfalls sanktioniert werden weitere russische Einzelpersonen.

Es wäre naiv davon auszugehen, dass der Kreml nicht mit diesen Sanktionen gerechnet hätte. Der Angriff auf die Ukraine, das wird immer deutlicher, war von langer Hand geplant. Die russische Administration dürfte deshalb Vorkehrungen getroffen haben.

Da Peking weiterhin zu Moskau steht, könnten auch indirekte Zahlungsabwicklungen über China auf den Weg gebracht werden. Bei der Versorgung mit Hightech-Produkten wird China wohl ebenfalls helfen.

Russland werden die Sanktionen jedenfalls nicht schocken, zumal dessen Führung selbst ebenfalls Gegensanktionen verhängen wird. Es sollte bedacht werden, dass das Land Schlüsselexporteur wichtiger Rohstoffe für die Industrie ist, wie etwa von Palladium und Platin.

An den Finanzmärkten wird man derweil akribisch auf die Versorgung Europas mit russischem Gas achten. Wenn sie zum Erliegen käme, wären die wirtschaftlichen Folgen sehr weitreichend. Solange aber Gas fliesst, wird man an den Börsen mit der angespannten und von Unsicherheit geprägten Lage wohl weiterhin rational umgehen. (VP Bank/mc)

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