VP Bank – Spotanalyse Schweiz: BIP kommt im vierten Quartal mit einem blauen Auge davon

VP Bank – Spotanalyse Schweiz: BIP kommt im vierten Quartal mit einem blauen Auge davon
Von Thomas Gitzel, Chefökonom VP Bank. (Foto: VP Bank)

Schweiz: BIP schafft im Schlussquartal leichtes Plus

Vaduz – Der eidgenössische BIP-Zuwachs fällt im Schlussquartal stärker aus, als erwartet worden war. Im vierten Quartal wird ein Plus von 0.3 % verbucht (Erwartungen: 0.0 %). Das BIP des Gesamtjahres 2020 fällt nach einer vorläufigen Berechnung um 2.9 %.

Die Schweiz kam im Schlussquartal nochmals mit einem blauen Auge davon. Trotz eines intensiven Neuinfektionsgeschehens kann das Bruttoinlandsprodukt zumindest leicht zulegen. Allerdings verliert die Wirtschaft damit gegenüber dem dritten Quartal deutlich an Schwung. Das eidgenössische BIP verbuchte im Zeitraum Juli bis September ein kräftiges Plus von 7.6 % gegenüber dem Vorquartal. In den letzten drei Monaten des Jahres war es vor allem der Industrie und dem Staatskonsum zu verdanken, dass das Wachstum nicht deutlichere Einbussen hinnehmen musste. Die Ausrüstungsinvestitionen legten um 1.9 % zu, die Staatsausgaben um 2.3 %. Der Dienstleistungssektor musste hingegen deutlich Federn lassen. Die internationale Reisetätigkeit liess deutlich nach, was den Tourismus belastete. Die Wertschöpfung im Gastgewerbe sank um massive 20.8 %. Die Gesamtbilanz des Jahres 2020 ist trotz der glimpflichen Entwicklung im vierten Quartal wenig erbaulich. Das Bruttoinlandsprodukt geht um 2.9 % zurück. Das BIP im vierten Quartal liegt noch immer 1.6 % unter dem Vorjahresquartal.

Das Jahr 2020 sollte schnell abgehakt werden. Die breitflächige Verteilung des Impfstoffes lässt die Konjunkturampeln auf Grün springen. Die Weichen sind auf Aufschwung gestellt. Allerdings mahnt der während der Pandemie starke private Konsum zur Behutsamkeit bei Konjunkturprognosen. Klassische Nachholeffekte im Bereich von höherwertigen Konsumprodukten wird es wohl dieses Mal nicht geben. Die Corona-Pandemie hat eine spezielle Anatomie. Gerade während der Lockdown-Phase wurde in das heimische Büro, die Wohnung oder das Haus investiert. Der Freizeitsektor und das Hotel- und Gaststättengewerbe werden in der Post-Corona-Zeit indes kurzzeitig kräftig profitieren können. Genau dies wird zu quartalsweise kräftigen Wachstumsraten führen. Allerdings lässt sich die Scharte im Dienstleistungssektor nicht mehr schliessen. Die ausgebliebenen Restaurant- und Friseurbesuche lassen sich eben nur bedingt nachholen. Kurzum: Aufschwung ja, Nachholeffekte werden aber kurzzeitiger Natur sein und auf den Dienstleistungssektor beschränkt bleiben. (VP Bank/mc/ps)

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