VP Bank – Spotanalyse Schweiz: SNB ist schon etwas restriktiver
Die Geldpolitik der Schweizerischen Nationalbank bleibt unverändert.
Vaduz – Die Schweizerische Nationalbank (SNB) ist tiefenentspannt. Der Kurs des Schweizer Frankens gegenüber dem Euro als auch gegenüber dem Dollar dürfte den Währungshütern hinter vorgehaltener Hand derzeit als angemessen gelten.
Offiziell spricht die SNB nach wie vor von einem «hoch bewerteten“ Franken. Deshalb droht man im Pressecommuniqué noch immer mit Devisenmarktinterventionen. Doch letztlich hat das aktuell keine grössere praktische Relevanz.
Die SNB bleibt bei ihrer Wachstumsprognose für das laufende Jahr. Demnach wächst die Wirtschaft zwischen 2.5 % und 3 %. Die Aussicht auf eine Herdenimmunisierung der Schweizer Bevölkerung ermöglicht die schrittweise Rückkehr zur Normalität im Verlauf des zweiten Halbjahres.
Die Inflationsrate wird temporär höhere Niveaus erklimmen vor allem wegen des deutlich höheren Ölpreises. Der Inflationsspuk wird aber bereits im Sommer zu einem Ende kommen. Die Schweizer Währungshüter dürften mittelfristig eher mit zu tiefen als mit zu hohen Inflationsraten zu kämpfen haben. Gerade deshalb werden die Zinsen noch über einen längeren Zeitraum negativ bleiben (Leitzins derzeit: -0.75 %).
Bei Notierungen des Euro von über 1.10 gegenüber dem Franken handelt es sich nicht um ein vorübergehendes Phänomen. Wertet der Euro gegenüber dem US-Dollar weiter auf, wird dies auch Auswirkungen auf das Währungspaar Euro/Franken haben. Unterstellt man ein Szenario, bei dem sich die Franken-Schwäche fortsetzt, dann ergeben sich für die SNB auf Sicht der kommenden Jahre durchaus Perspektiven für eine wieder etwas straffere Geldpolitik. Es wird sich dabei aber um einen langen Weg handeln. Für die kommenden Monate und Quartale besteht kein Handlungszwang.
Gemessen an den Sichteinlagen der Banken bei der SNB haben die Währungshüter seit Herbst 2020 auf Eingriffe an den Währungsmärkten verzichtet. Allein die Einstellung der Devisenmarktinterventionen macht die SNB aber gewissermassen schon zu einer restriktiveren Notenbank. Die massiven Interventionen an den Währungsmärkten zuvor hatten die SNB global gesehen zu einer der expansivsten Zentralbank gemacht. Das war Quantitative Easing nach eidgenössischer Art. Ruht nun die SNB, ist das in etwa so, als wenn die Fed oder auch die EZB ihre Wertpapierkäufe einstellen würden. (VP Bank/mc/ps)