VP Bank Spotanalyse: Schweizer Inflation sinkt

VP Bank Spotanalyse: Schweizer Inflation sinkt
Thomas Gitzel, Chief Economist VP Bank. (Foto: VP Bank)

Von Thomas Gitzel, Chief Economist VP Bank

SNB könnte den Leitzins im laufenden Jahr um weitere 25 Basispunkte reduzieren.

Die Schweizer Inflationsrate ist im Juni von 1.4 % auf 1.3 % gesunken. Damit ist sie in der Komfortzone der Schweizerischen Nationalbank (SNB). Hinzu kommt, dass es im direkten Monatsvergleich zu keinen Preissteigerungen kam.

Gerade die kurzfristige Inflationsentwicklung ist derzeit von hoher Relevanz, zeigt sie doch, ob sich neue Preisdynamiken aufbauen oder eben auch nicht. Und der ausgebliebene Teuerungsanstieg im direkten Monatsvergleich zeigt, dass auch kurzfristig keine Gefahr in Verzug ist.

Unter Herausrechnung der volatilen Energie- und Nahrungsmittelpreise (Kernrate) ist die Inflation sogar um 0.1 % gefallen. Gegenüber dem Vorjahresmonat liegt die Kerninflationsrate bei niedrigen 1.1 %. Die Europäische Zentralbank (EZB) und die Fed in den USA sind immer noch mit verhältnismässig hohen Kernteuerungsraten konfrontiert, was die Geldpolitik im Euroraum und den USA erschwert.

Die Preisstabilität gegenüber dem Vormonat resultiert aus entgegengesetzten Entwicklungen, die sich nach Angaben der Statistiker aufgewogen haben. Die Preise für Pauschalreisen ins Ausland stiegen, ebenso wie jene für Frucht- und Kohlgemüse. Angestiegen sind auch die Preise für die Hotellerie und die Mieten von privaten Verkehrsmitteln. Die Preise für Luftverkehr, Benzin und Diesel sind hingegen gesunken, ebenso wie jene für Bekleidung und Schuhe, die im Rahmen des Ausverkaufs reduziert waren.

Die SNB hat im Juni ihren geldpolitischen Lockerungskurs mit einer Zinssenkung um 25 Basispunkten fortgesetzt. Beim Blick auf die heutigen Inflationsdaten dürfen sich die eidgenössischen Währungshüter bestätigt fühlen. Die Zinssenkung hatte durchaus ihre Berechtigung. Wir sind davon überzeugt, dass die SNB im laufenden Jahr den Leitzins um weitere 25 Basispunkte reduzieren wird.

Spannend bleibt, wie sich die SNB im September verhalten wird. Wird sie nachlegen oder doch lieber bis zu ihrer Dezember-Sitzung warten? Wir gehen von letzterem aus.

SNB-Präsident Thomas Jordan betonte während des Mediengesprächs im Juni, dass bei dem nun erreichten Leitzinsniveau Preisstabilität gewährleistet sei. Dies lässt darauf schliessen, dass kein akuter Handlungsbedarf besteht.

Doch ist nicht auszuschliessen, dass die SNB im September nochmals lockert. Die Inflationsdaten von Juni sprächen dafür. Zünglein an der Waage dürfte aber wohl der Wechselkurs sein. Neuerliche Aufwertungen des Frankens im Zusammenspiel mit einer niedrigen Inflationsrate könnten eine Zinssenkung im September nach sich ziehen.

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