VP Bank Spotanalyse: Schweizer Wirtschaft kommt gut voran
Von Dr. Thomas Gitzel, Chief Economist VP Bank
Das Schweizer Bruttoinlandprodukt (BIP) hat im ersten Quartal gegenüber dem Vorjahresquartal um 4.4 % zugelegt. Das Wachstum überrascht.
Zum einen fiel es unerwartet stark aus, zum anderen überrascht die Zusammensetzung. Vor allem der Industriesektor schob die gesamtwirtschaftliche Expansion an. In Anbetracht von Materialknappheiten ist das keine Selbstverständlichkeit. Die Warenexporte wuchsen mit 1.4 % gegenüber dem Vorquartal und damit stärker als im historischen Durchschnitt.
Die Pandemie hinterliess erwartungsgemäss weniger deutliche Bremsspuren im Dienstleistungssektor als noch im Vorjahr. Die Wertschöpfung im Gastgewerbe verzeichnete hingegen einen deutlichen Rückgang von 2.2 %.
Auf der Verwendungsseite des BIP sticht ein deutlicher Zuwachs des Staatskonsums heraus. Dieser lag bei 1.4 % gegenüber dem Vorquartal. Die Ausrüstungsinvestitionen gaben hingegen um 3.1 % nach. Der private Konsum verbuchte einen soliden Zuwachs von 0.4 %.
In Anbetracht der Umstände ist ein BIP-Zuwachs von 0.5 % mehr als solide. Es sollte nicht vergessen werden, dass der März schon im Zeichen des Kriegs in der Ukraine stand. Gleichzeitig waren Rohstoffe und Vorprodukte knapp. Die Schweizer Wirtschaft schlug sich also durchaus respektabel. Oder um es anders zu formulieren: Das Wachstum hätte auch auf der negativen Seite überraschen können.
Ein robustes Wachstum gepaart mit einer für eidgenössische Verhältnisse hohen Inflationsrate sollte für die Schweizer Nationalbank (SNB) zum Anlass genommen werden, den geldpolitischen Schalter umzulegen. Tatsächlich lassen Kommentare der SNB-Offiziellen darauf schliessen, dass dies in diesem Jahr der Fall sein wird. Auch in der Schweiz wird das Experiment von Negativzinsen schon bald Geschichte sein. (VP Bank/mc/ps)