VP Bank Spotanalyse: SNB folgt der Fed nicht

VP Bank Spotanalyse: SNB folgt der Fed nicht
Thomas Gitzel, Chief Economist VP Bank. (Foto: VP Bank)

Unveränderter Tonfall der SNB

Vaduz – Die US-Notenbank hat am Mittwoch einen deutlich anderen Ton angeschlagen. Wer heute auf Ähnliches seitens der Schweizerischen Nationalbank (SNB) gesetzt hatte, wird auf dem falschen Fuss erwischt.

Die Schweizer Währungshüter halten an ihrem Kurs fest. Der Franken wird weiterhin als hoch bewertet eingestuft. Die neue bedingte Inflationsprognose liegt für dieses und das nächste Jahr leicht höher als die vom März.

Hauptgrund dafür sind höhere Preise für Erdölprodukte und tourismusnahe Dienstleistungen sowie für Waren, die von Lieferengpässen betroffen sind. In der längeren Frist ist die Inflationsprognose praktisch unverändert.

Die Wachstumsprognose für das laufende Jahr wurde nach oben revidiert. Die Währungshüter rechnen nun mit einem Zuwachs des Bruttoinlandprodukts von 3.5 % in 2021.

Die SNB bleibt sich treu. Eine Änderung des geldpolitischen Kurses zeichnet sich nicht ab. Die Negativzinsen bleiben noch längere Zeit in Kraft.

Die eidgenössischen Währungshüter werden bei ihren Analysen auch das internationale Umfeld abwägen. Da der Kurs des Schweizer Frankens eine zentrale Rolle spielt, wird auch nach Washington und Frankfurt geschaut. Sollten die Fed als auch die EZB ihre geldpolitischen Zügel straffen, könnte auch die SNB ihre Negativzinspolitik überdenken.

Doch eine Zinserhöhung ist selbst bei der Fed noch in weiter Ferne. Zwar signalisierten die US-Währungshüter, dass sie durchaus gewillt sind, früher an der Zinsschraube zu drehen. Doch zunächst müssen die monatlichen Wertpapierkäufe eingestellt werden.

Ähnliches gilt für die EZB. Sie ist mit ihrem Pandemie-Notfall-Kaufprogramm (PEPP) noch immer im Krisenmodus. Letzterer muss zunächst beendet werden, ehe eine Zinserhöhung auf der Agenda steht.

Zinserhöhungen könnten in Anbetracht der guten wirtschaftlichen Entwicklung auf der Zeitachse zwar nach vorne rücken, doch das bedeutet nicht, dass nun unmittelbar damit begonnen wird. Es wird also noch geraume Zeit dauern, ehe die SNB Gelegenheit bekommt, an den Negativzinsen etwas zu ändern. Vorerst ändert sich nichts. (VP Bank/mc/ps)

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