Von Thomas Gitzel, Chief Economist VP Bank
In Anbetracht einer zuletzt gestiegenen Kerninflationsrate ist die Zinserhöhung um 50 Basispunkte notwendig gewesen. Es ist nämlich keineswegs so, dass in Sachen Inflation in der Schweiz alles gut wäre. Darauf weist auch die SNB in ihrer Mitteilung hin: Es sei nicht auszuschliessen, dass zusätzliche Zinserhöhungen nötig seien, um die Preisstabilität in der mittleren Frist zu gewährleisten. Das ist ein klarer Hinweis darauf, dass auf den nächsten Sitzungen weitere Zinserhöhungen folgen werden.
Die SNB sei auch weiter bereit, an den Devisenmärkten zu intervenieren. Seit einigen Quartalen stünden dabei Devisenverkäufe im Vordergrund, die Nationalbank hat also ein «Quantitative Tightening» nach eidgenössischer Art gestartet (mehr dazu hier). Die Bilanzverkürzung wird demnach auch in der Schweiz implementiert – nicht in Form von Anleiheverkäufen wie bei der Fed und EZB, sondern in Form von Devisenverkäufen.
Hinsichtlich der Bankenturbulenzen heisst es in der Mitteilung: «Die vergangene Woche war von den Geschehnissen rund um die Credit Suisse geprägt. Bund, Finma und Nationalbank haben mit ihren am Wochenende verkündeten Massnahmen der Krise Einhalt geboten. Die Nationalbank stellt im grossen Umfang Liquiditätshilfen in Franken und Fremdwährung zur Verfügung.» Das bedeutet, die SNB hat Notfallmechanismen in Kraft gesetzt, die es ihr auf der anderen Seite erlauben, weiter an der Zinsschraube zu drehen.
Die SNB ist eine stabilitätsorientierte Notenbank und wird darauf bedacht sein, den Leitzins über die Inflationsrate zu heben. Erst im Falle eines positiven realen Leitzinses kann von einer wirklich restriktiven Notenbank gesprochen werden. Wir bleiben deshalb bei unserer Einschätzung und erwarten im laufenden Jahr noch zwei weitere Zinserhöhungen um jeweils 25 Basispunkte. (VP Bank/mc/ps)