Von Thomas Gitzel, Chief Economist VP Bank
Die US-Wirtschaft wächst im dritten Quartal um kräftige 4.9 % (annualisiert) gegenüber dem Vorquartal.
Es ist vor allem dem starken privaten Konsum zu verdanken, dass das Wachstum des Bruttoinlandprodukts (BIP) so hoch ausfällt. Letzteres legt im dritten Quartal um 4 % (annualisiert) gegenüber dem Vorquartal zu. Der private Konsum erklärt damit mehr als 50 % des Wachstums. Der Geldbeutel sass zuletzt noch relativ locker.
Und der private Konsum wird auch noch von Sondereffekten getrieben. Der Hype um Pop-Ikonen Taylor Swift und Beyoncé sowie die „Barbenheimer“-Filme («Barbie» und «Oppenheimer») geben der US-Wirtschaft kräftigen Auftrieb. Man könnte auch sagen: Taylor Swift rockte das Wachstum im dritten Quartal.
Die Blockbuster-Filme und die Tourneen der Megastars trugen schätzungsweise 8.5 Mrd. Dollar zum US-Wachstum bei. Damit dürften alleine aufgrund dieses Effekts die persönlichen Konsumausgaben um 0.7 % (annualisiert) im Zeitraum zwischen Juli und September gestiegen sein. Noch viel bedeutsamer sind die Effekte auf das BIP einzelner Städte und Regionen, in denen die Megastars einen Stopp einlegen. Nicht nur die mit dem Konzert verbundenen direkten Konsumeffekte sind bedeutsam, sondern auch die damit einhergehenden Beschäftigungseffekte. Dies zeigt aber einmal mehr, dass die Post-Corona-Ära ihre Besonderheiten ausweist. Noch immer gieren die Menschen nach Unterhaltung und Erlebnis.
Neben privaten Konsumausgaben beruht das Wachstum auch auf einem kräftigen Lageraufbau. Er erklärt etwas mehr als ein Viertel. Dahinter reihen sich dann die Staatsausgaben ein.
Das US-Wachstum läuft also vor allem auf einem Rad namens «privatem Konsum». Dieser wiederum beruht zu einem hohen Teil auf einer gut laufenden Freizeitindustrie. Es ist alles andere als ein ausgeglichenes Wachstum.
Die Ausrüstungsinvestitionen dämpfen gar den BIP-Zuwachs. Darin verbergen sich bereits Folgen der US-Leitzinsanhebungen. Im vierten Quartal wird Schluss mit dem üppigen Wachstum sein. Die Tournee von Beyoncé ist beendet und Taylor Swift zieht weiter nach Südamerika, Asien und Europa.
Und auch die Zinserhöhungen und die restriktivere Kreditvergabe der Banken sollten dann ihre negativen Auswirkungen deutlicher zeigen – dann in Breite und nicht nur bei den Investitionen. (VP Bank/(mc/psd)