VP Bank Spotanalyse: US droht mit Strafzöllen auf Autos, Pharmazeutika und Halbleiter

Thomas Gitzel, Chief Economist VP Bank. (Foto: VP Bank, Moneycab)

Von Thomas Gitzel, Chief Economist VP Bank

Die EU-Staaten wären besonders betroffen.

Das Zoll-Karussell dreht sich weiter. US-Präsident Donald Trump will auf importierte Autos Zölle von 25 % erheben. Einfuhren von Pharmazeutika und Halbleiterchips sollen mit dem gleichen Zollsatz versehen werden. Mehr Details soll es rund um den 2. April geben.

Die Zölle zielen besonders auf die EU. Sie exportierte im Jahr 2023 Autos mit einem Warenwert von rund 60 Mrd. US-Dollar in die USA. Das Volumen von medizinischen und pharmazeutischen Produkten liegt mit etwas über 90 Mrd. US-Dollar sogar noch deutlich darüber. Bislang liegt der US-Zoll auf importierte Autos lediglich bei 2.5 %.

Aufgrund des immensen Handelsvolumens haben diese Zölle grundsätzlich das Potenzial, die europäische Wirtschaft zu schwächen, besonders Deutschland. Gemäss Zahlen zum Aussenhandel des deutschen statistischen Bundesamts am Mittwochmorgen waren die USA mit einem Aussenhandelsumsatz (Summe der Exporte und Importe) von 252.8 Mrd. Euro erstmals seit 2015 wieder Deutschlands wichtigster Handelspartner. Die neuen US-Zölle würden aber auch Einfuhren aus Mexiko treffen – dort haben die grossen deutschen Automobilhersteller in den vergangenen Jahrzehnten kräftig in Autofabriken investiert.

Mildernd wirkt hingegen die Währungsentwicklung. Der Euro und der mexikanische Peso haben gegenüber dem Dollar kräftig an Wert verloren, was sowohl europäischen als auch mexikanischen Exporten in die USA einen Wettbewerbsvorteil verschafft hat. Immerhin hat der Euro seit dem Jahr 2024 gegenüber dem Dollar um mehr als 5 % an Wert verloren. Nimmt man einen längeren Zeitraum, etwa seit dem Jahr 2008, belaufen sich die Kursverluste auf mehr als 30 %.

Noch drastischer fallen die Zahlen beim Blick auf den mexikanischen Peso aus. Er verlor seit dem Jahr 2008 gegenüber dem Dollar mehr als die Hälfte des Werts. Die Bewegungen auf der Währungsseite verschaffen den von den Zöllen betroffenen Unternehmen durchaus Luft bei der Kalkulation.

Und noch sind die Zölle nicht festgezurrt. Wie wir von der US-Administration wissen, gibt es meist einen Verhandlungsspielraum. Sollte es dennoch zu diesen neuen Zöllen kommen, hätte dies auch negative Implikationen für die US-Wirtschaft.

Je mehr Waren von Zöllen betroffen sind, desto höher das Risiko, dass die Inflation in den USA steigt. Dies wiederum würde das Realeinkommen der US-Bürger schmälern. Gleichzeitig könnte sich die US-Notenbank gezwungen sehen, ihre Zinsen anzuheben. Es ist also keineswegs so, dass unter Einfuhrzöllen nur Exportländer leiden.

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