Von Thomas Gitzel, Chief Economist
Überraschendes Stellenplus im September
Eigentlich war genau das Gegenteil erwartet worden, nämlich dass der US-Arbeitsmarkt im September mit einem schwächeren Stellenzuwachs überraschen würde. Entlang der Ostküste streikten die Hafenarbeiter, gleichzeitig verwüstete der Hurrikan «Helene» ganze Landstriche, mit negativen Auswirkungen auf die Schaffung neuer Jobs. Umso mehr überrascht nun der Arbeitsmarkt nun mit einem Stellenplus von deutlich über 200’000.
Besonders viele Stellen wurden einmal mehr im Dienstleistungssektor in Restaurants, Hotels und generell im Freizeitbereich geschaffen. Im verarbeitenden Gewerbe wurden den zweiten Monat in Folge Stellen abgebaut. Die US-Wirtschaft steht damit weiterhin auf einem soliden Fundament. Ein klarer konjunktureller Abschwung ist nicht erkennbar. Der am gestrigen Donnerstag veröffentlichte Einkaufsmanagerindex für den Dienstleistungssektor überraschte sogar auf der Oberseite und unterstreicht einmal mehr die gute Verfassung der US-Wirtschaft.
Für die US-Notenbank haben die Arbeitsmarktdaten etwas an Relevanz verloren. Mit der September-Sitzung des Offenmarktausschusses leiteten die Notenbanker den Zinssenkungszyklus ein und stellten weitere geldpolitische Lockerungen in Aussicht. Vor allem die rückläufigen Inflationsraten lassen Spielraum für Zinssenkungen. Zudem verwies die Fed auf ihr duales Mandat. Die Fed will erheblichen wirtschaftlichen Schaden von der US-Wirtschaft abwenden. Genau deshalb wird die Fed, solange der Abwärtstrend bei der Inflation anhält, weitere Zinssenkungen vornehmen – unabhängig davon, wie sich der Arbeitsmarkt entwickelt.
Allerdings könnte ein robuster Arbeitsmarkt mittelfristig einen weiteren deutlichen Rückgang der Inflationsraten verhindern. Der Arbeitsmarktbericht beeinflusst daher zwar den langfristigen, nicht aber den kurzfristigen Zinsausblick. Die Diskussion um eine mögliche weitere Zinssenkung um 50 Basispunkte auf der Oktobersitzung dürfte mit den heutigen Zahlen allerdings beendet sein. Auf der Tagesordnung stehen 25 Basispunkte.