Von Thomas Gitzel, Chief Economist VP Bank
Die US-Inflationsrate fällt im März von 6 % auf 5 %.
Unter Herausrechnung der volatilen Energie- und Nahrungsmittelpreise steigt die Inflationsrate von 5.5 % auf 5.6 %. Im direkten Monatsvergleich steigt die Teuerungsrate um 0.1 %.
Die Inflationsrate macht im März einen gewaltigen Satz nach unten. Die Teuerungsrate fällt im März um einen Prozentpunkt. Die im Vorjahr deutlich gestiegenen Energiepreise bilden jetzt die neue rechnerische Vergleichsbasis, weshalb der Inflationsrückgang dementsprechend deutlich ausfällt. Die Energiepreise dämpfen nun sogar die Inflationsrate. Unter Herausrechnung der volatilen Energie- und Nahrungsmittelpreise sieht es hingegen gegensätzlich anders aus: Die Kerninflationsrate steigt im März leicht an. Zu den Preistreibern zählen hierbei unverändert Mieten und kalkulatorische Eigenmieten. Beide Komponenten erklären mittlerweile rund 50 % der Inflationsrate. Höhere Kosten für die Autoversicherungen und teurer werdende Flugtickets gehören zu den Treibern im Dienstleistungssektor.
Der Anstieg der Kerninflationsrate verschandelt das Inflationsbild, die Inflation löst sich nicht einfach in Luft auf. Sie erweist sich als zäh. Allerdings ist Zuversicht angebracht. Die vor einigen Monaten noch angespannte Lieferkettenproblematik hat sich merklich entspannt. Das nimmt den Druck von den Produzentenpreisen und hat in weiterer Folge auch positive Auswirkungen auf die Konsumentenpreise. Darüber hinaus sollte mit Sicht auf die kommenden Monate der Mietpreisanstieg an Tempo verlieren, was sich merklich auf die Kerninflationsrate durchschlagen würde. Der Teuerungsdruck wird auf Sicht der kommenden Monate auf breiter Front weiter nachlassen.
Die Signale der US-Notenbank sind eindeutig, man befindet sich in der Nähe des Leitzinshochs – so lautet das Credo. Ob es bei der nächsten Sitzung des Offenmarktausschusses am 3. Mai zu einem weiteren Zinsschritt um 25 Basispunkte kommt, ist noch unklar. Mehrere Fed-Offizielle plädieren für einen weiteren Zinsschritt. Eine wichtige Frage stellt sich allerdings: Ob und inwieweit die jüngsten Turbulenzen im Bankensektor die Kreditvergabebedingungen verschärft haben? Aufschluss darüber gibt die quartalsweise erhobene Kreditumfrage der Fed im US-Bankensektor. Die nächste «Senior Loan Officer Survey» wird kurz nach der nächsten Fed-Sitzung am 8. Mai publiziert. Den Fed-Mitgliedern dürften auf der Tagung des Offenmarktausschusses bereits die Ergebnisse der Umfrage vorliegen. Es ist davon ausgehen, dass sich die Bedingungen nochmals erheblich verschärft haben. Gleichzeitig sollte auch bereits ersichtlich sein, dass die Inflationsrate im April erneut gefallen ist. Diese beiden Informationen sollten die Fed dazu bewegen, von weiteren Zinsanhebungen abzusehen. (VP Bank/mc/ps)