Von Thomas Gitzel, Chief Economist VP Bank
Unterschiedliche Entwicklung bei Gesamt- und Kerninflation.
In den USA ist die Inflationsrate im Dezember deutlicher als erwartet von 3.1 % auf 3.4 % gestiegen. Die Kerninflationsrate hingegen sank von 4 % auf 3.9 %. Ob dies gute oder schlechte Inflationsnachrichten sind, liegt im Auge des Betrachters.
Je nachdem, worauf man schaut, kommt man zu unterschiedlichen Ergebnissen. Zur Auswahl stehen grundsätzlich die Entwicklung im Monats- und Jahresvergleich sowie die Entwicklung der Gesamt- und der Kerninflationsrate. Letztere klammert die volatilen Energie- und Nahrungsmittelpreise aus.
Gegenüber dem Vorjahresmonat stieg die Inflationsrate an. Wesentliche Teuerungstreiber bleiben Lebensmittel und Mieten. Die gute Nachricht ist, dass die Kerninflationsrate gegenüber dem Vorjahr weiter rückläufig ist. Die bei der Kerninflationsrate dominierende Mietpreisentwicklung spielte dabei eine wesentliche Rolle. Der Preisauftrieb bei den Mieten verlangsamte sich gegenüber dem Vorjahresmonat weiter, bleibt aber ein zentraler Preistreiber.
Etwas anders stellt sich die Inflationsentwicklung im Monatsvergleich dar. Gegenüber November legten die Preise um 0.3 % zu und damit etwas mehr als erwartet. Mieten kletterten dabei um 0.4 % gegenüber dem Vormonat, was noch immer recht üppig ist. Bei kalkulatorischen Eigenmieten war der Anstieg mit 0.5 % gegenüber November auch erhöht.
Von dieser Warte aus betrachtet, ist eine merkliche Entspannung bei der Mietpreisentwicklung noch nicht feststellbar. Dabei wirkt es auch nicht besänftigend, dass die Mieten vor einem Jahr noch mit 0.8 % gegenüber dem Vorjahresmonat zulegten.
Wir können es nicht oft genug wiederholen: Für eine weitere merkliche Reduktion der Gesamtinflationsrate ist es notwendig, dass die Mietpreisentwicklung nicht nur gegenüber dem Vorjahresmonat, sondern auch im direkten Monatsvergleich schwächer wird.
Die Fed dürfte mit dem heutigen Zahlenwerk nicht vollständig zufrieden sein. Der Rückgang der Kerninflationsrate ist grundsätzlich erfreulich, doch geht der Preisdruck nur langsam zurück. Die Zahlen zeigen, dass eine Zinssenkung in den Frühjahrsmonaten, wie sie derzeit an den Finanzmärkten eingepreist ist, zu voreilig ist.
Die Fed möchte sich nach dem deutlichen Inflationsanstieg in den vergangenen zwei Jahren ihrer Sache sicher sein. Ein vorschnelles Handeln wird es nicht geben. Wir rechnen mit einer ersten Zinssenkung zur Jahresmitte.