Ausserhalb des Landwirtschaftssektors werden im Januar 467’000 neue Stellen geschaffen. Die Arbeitslosenquote steigt von 3.9 auf 4.0 %. Der Vormonatswert wurde darüber hinaus drastisch nach oben revidiert. Statt des ursprünglich berichteten Jobaufbaus im Dezember über 199’000 steht nun ein Plus von 510’000 zu Buche.
von Dr. Thomas Gitzel, Chief Economist VP Bank
In den US-Arbeitsmarkt kommt Leben. Die Partizipationsquote stieg im Januar von 61.9 auf 62.2 %. Das ist eine gute Nachricht für die US-Notenbank. Je mehr Arbeitnehmer an den Arbeitsmarkt zurückkehren, desto geringer wird der Lohndruck. Vor steigenden Arbeitnehmerentgelten fürchtet sich die Fed derzeit wohl am meisten. Legen nämlich die Unternehmen die höheren Lohnkosten auf die Produkte um, wäre eine Lohn-Preis-Spirale in Gang gesetzt. Die durchschnittlichen Stundenlöhne stiegen im Januar um beunruhigende 5.7 %, was bereits Warnung genug ist. Sollte sich aber der Arbeitskräfteaufbau in den kommenden Monaten fortsetzen, könnte dies wiederum den Lohndruck mindern.
Die Fed hat sich ohnehin bereits aus der reinen Beobachterrolle des Geschehens am Arbeitsmarkt gelöst. Die Währungshüter in Washington wollen erst gar nicht warten, bis sich Arbeitsangebot und Arbeitsnachfrage wieder besser nivellieren. Das Risiko besteht, dass sich so manch ältere Arbeitnehmer im Zuge der Corona-Pandemie bereits vollständig aus dem Erwerbsleben verabschiedet haben. In diesem Fall wäre die Lücke am Arbeitsmarkt dauerhafter Natur, was die Löhne nachhaltiger nach oben treiben könnte. Gerade deshalb agiert die Fed so drastisch. Die Inflationsrate soll durch einen Geldentzug im Zaum gehalten werden.
Der heutige Arbeitsmarktbericht beinhaltet also eine gute und eine schlechte Nachricht. Die gute Nachricht ist: Die US-Arbeitnehmer kehren wieder in höherem Masse an den Arbeitsmarkt zurück. An mangelnder Nachfrage seitens der Unternehmen fehlte es in den vergangenen Monaten jedenfalls nicht.
Die schlechte Nachricht ist hingegen, dass die Lücke am US-Arbeitsmarkt die Löhne bereits merklich steigen lässt. Der Lohnanstieg und der für die kommende Woche erwartete weitere Inflationsanstieg des Januar werden die Fed in Alarmbereitschaft halten. Der scharfe geldpolitischen Kurswechsel wird fortgesetzt. (VP Bank/mc)