CO2-Ausstoss treibt atmosphärische Konzentration auf neuen Rekord
Bern – Das durch menschliche Aktivitäten freigesetzte CO2 sammelt sich in der Atmosphäre, im Ozean und in Landökosystemen an. Dieses jährlich aktualisierte Kohlenstoffbudget belegt, dass kontinuierlich gestiegene CO2-Emissionen aus der Verbrennung fossiler Energieträger die atmosphärische Konzentration zum ersten Mal auf über 400 ppm (parts per million) getrieben haben.
Wie aus dem jährlichen Bericht des Global Carbon Project (GCP) hervorgeht, haben die CO2-Emissionen aus der Verbrennung fossiler Energieträger und der Zementproduktion einen neuen Rekordstand von 35 Milliarden Tonnen pro Jahr erreicht. Dies entspricht einem Zuwachs von 58 Prozent gegenüber dem Stand von 1990. Gegenüber 2011 hat der jährliche Ausstoss um 2.2 Prozent zugenommen. Basierend auf Schätzungen der globalen Wirtschaftsleistung im laufenden Jahr wird ein Zuwachs von 2.1 Prozent auf 36 Milliarden Tonnen CO2 für 2013 erwartet.
Abhängigkeit von Kohle beschleunigt Emissionsanstieg
In etlichen Ländern ist die Abhängigkeit von Kohle für die Energieproduktion im vergangenen Jahr gestiegen, was den Emissionsanstieg zusätzlich beschleunigt. Innerhalb der EU28 sind die CO2-Emissionen im vergangenen Jahr (2012) zwar um 1.3 Prozent zurückgegangen, Emissionen aus der Kohleverbrennung haben allerdings um 3.0 Prozent zugelegt.
Erneuerbare Energieträger ersetzen Einsatz von Kohle nicht
«Die zusätzliche Kapazität erneuerbarer Energieträger ersetzt offenbar nicht direkt den Einsatz von Kohle», sagt Benjamin Stocker, Mitautor der Studie vom Oeschger Zentrum für Klima- und Klimafolgenforschung und von der Abteilung für Klima- und Umweltphysik des Physikalischen Instituts der Universität Bern. Im Mai des laufenden Jahres hat die CO2-Konzentration in der Atmosphäre erstmals die Marke von 400 ppm (parts per million) überschritten. Noch nie seitdem direkte Messungen 1958 auf Mauna Loa (Hawaii) begannen, wurde ein so hoher Wert verzeichnet. Messungen an antarktischen Eisbohrkernen, welche Schwankungen über die letzten 800’000 Jahre wiedergeben, zeigen sogar keine Werte über 300 ppm.
CO2-Anstieg von Emissionen aus Verbrennung fossiler Energieträger getrieben
Dank der Daten, die von den zahlreichen Forschungsinstituten beigesteuert wurden und die alle relevanten CO2-Flüsse quantifizieren, kann die Aufnahme durch die Ozeane und die Landökosysteme bestimmt werden. Somit zeigt sich deutlich, dass der atmosphärische CO2-Anstieg von den Emissionen aus der Verbrennung fossiler Energieträger getrieben wird.
Abholzungen und die daraus resultierenden globalen CO2-Emissionen haben im letzten Jahrzehnt zwar stagniert, deren Bedeutung für das Klima darf allerdings nicht unterschätzt werden, meint Benjamin Stocker, der diese Komponente des Kohlenstoffbudgets anhand von Modellen abschätzt. «Verlust von Wald heisst Verlust einer der wichtigsten Kohlenstoffsenken, was zusätzlich zum atmosphärischen CO2-Anstieg beiträgt.»
Anwachsende kumulative Emissionen vergrössern das Risiko, das 2 Grad-Ziel zu verfehlen
Laut dem aktuellen IPCC-Zustandsbericht setzt das «wahrscheinliche» Einhalten des Ziels, den globalen Temperaturanstieg auf zwei Grad zu beschränken, voraus, dass die kumulativen CO2-Emissionen 2900 Milliarden Tonnen nicht übersteigen. 69 Prozent davon sind seit Beginn der Industrialisierung bereits ausgestossen worden.
«Eine Trendumkehr in den Emissionen ist notwendig um die Klimaerwärmung, sowie die Versauerung der Ozeane zu beschränken», sagt Prof. Corinne Le Quéré vom britischen Tyndall Centre for Climate Change Research in East Anglia, welche die Studie mit insgesamt 49 Autoren aus 10 verschiedenen Ländern koordiniert hat. (Universität Bern/mc/pg)