Vor 130.000 Jahren war es in der Arktis wärmer als heute, trotzdem tauten Teile des Permafrosts nicht. Nun jedoch verschwindet der gefrorene Boden – es liegt nicht am Klimawandel, der Mensch ist dennoch schuld.
Der Blick in die Tiefe ist spektakulär, der Krach ebenfalls. So beschreibt es jedenfalls Thomas Opel, wenn man ihn nach seinen Reisen zum »Tor zur Unterwelt«, wie es manche nennen, fragt. Zweimal war der Forscher vom Alfred-Wegener-Institut für Polar und Meeresforschung (AWI) in Potsdam schon an der beeindruckenden Permafrost-Abbruchkante beim ostsibirischen Ort Batagai. An einem Berghang hat sich dort ein riesiger Krater gebildet, jeden Sommer bröseln grosse Mengen an einst gefrorenem und jetzt aufgetauten Boden nach unten.
»Das ist mit das beeindruckendste Naturschauspiel, das ich je gesehen habe«, berichtet Opel im Gespräch mit dem SPIEGEL. »Ständig fallen grosse Brocken herunter und Schmelzwasser fliesst.« Zusammen mit Kolleginnen und Kollegen aus Deutschland, Russland und Grossbritannien hat er am Hang von Batagai eine spektakuläre Entdeckung gemacht, über die sie im Fachmagazin »Quaternary Research« berichten: Der Boden hier war, das zeigen mehrere Analysen, seit mehr als einer halben Million Jahren durchgängig gefroren.
Das heisst, er hat unter anderem eine aussergewöhnlich warme Phase vor 130.000 Jahren überstanden. In der sogenannten Eem-Warmzeit dürften die arktischen Sommer im Schnitt noch vier bis fünf Grad wärmer gewesen sein als aktuell.
Dass der Boden nun taut, hat mit uns Menschen zu tun – aber nicht in erster Linie mit dem von uns durch das Verbrennen fossiler Energieträger verursachten Temperaturanstieg, obwohl der in der Arktis besonders stark ausfällt.