Warum sollten Anleger trotzdem auf Nachhaltigkeits-ETFs achten?

Marcus Weyerer, CFA, Senior ETF Investment Strategist bei Franklin Templeton. (Bild: Franklin Templeton)

Von Marcus Weyerer, CFA, Senior ETF Investment Strategist EMEA bei Franklin Templeton

In wenigen Tagen werden Staats- und Regierungschefs, Wissenschaftler und Aktivisten erneut im Rahmen der COP28, der Klimakonferenz der Vereinten Nationen, zusammenkommen. Das Gipfeltreffen 2023 findet in Dubai statt, bezeichnenderweise einer Weltstadt in einer Region, deren Wohlstand in der Vergangenheit weitgehend auf fossilen Brennstoffen beruhte. Dies ändert sich gerade rasant, da die lokalen Politiker die Wirtschaft ihrer Länder dazu drängen, sich dem Wandel zu stellen und zu diversifizieren. Seit Jahren wird von allen Seiten viel Kritik am Pariser Klimaschutzabkommen geübt – nicht schnell genug, zu schnell, zu streng, nicht streng genug – und der wissenschaftliche Konsens zeigt tatsächlich, dass noch viel mehr getan werden muss. Richtig ist jedoch auch, dass bereits enorme Fortschritte erzielt wurden. Vor etwas mehr als einem Jahrzehnt wurde die globale Erwärmung auf etwa 4 Grad bis zum Jahr 2100 geschätzt.

Vor dem Gipfeltreffen in Dubai gehen die UN-Erwartungen nun von einer Erwärmung um etwa 2,5 Grad aus, und weniger als 2 Grad sind immer noch möglich. Ein Grossteil dieser Fortschritte wurde und wird durch finanzielle Massnahmen erzielt. Im September 2023 waren die Zuflüsse in nachhaltige ETFs mit Sitz in Europa mit fast 30 Milliarden Euro nur geringfügig tiefer als im letzten Jahr. Dies zeigt, dass das Thema trotz eines sehr herausfordernden und volatilen Umfelds weiter stark im Fokus der Anleger steht. Anders als im Jahr 2008, nach der globalen Finanzkrise, ist das Thema Nachhaltigkeit nun eine strukturelle Überlegung. Das verwaltete Vermögen nähert sich wieder den historischen Höchstständen, die im Zuge der steigenden Märkte nach der Pandemie erreicht wurden. Wirtschaftliche Realitäten, Regulierung, Verbraucherdruck und Kapitalströme deuten alle auf eine Schlussfolgerung hin: Nachhaltigkeit wird ein wichtiger Pfeiler in den Portfolios vieler Anleger bleiben – ignorieren auf eigene Gefahr! Nachhaltige Finanzprodukte werden auch immer vielfältiger und richten sich an ein immer breiteres Publikum von Anlegern mit unterschiedlichen Bedürfnissen in einer Vielzahl von Marktumgebungen.

Nachdem sich die Anleger zunächst mit dem Aktienteil des Portfolios befasst hatten, beginnen sie zunehmend auch, sich auch auf die festverzinsliche Seite zu konzentrieren und insbesondere in den wachsenden Bereich der grünen Anleihen zu investieren. So belief sich die weltweite Emission von grünen Anleihen im Jahr 2018 auf rund 100 Milliarden Euro. Für 2023 wird prognostiziert, dass die Emissionen bis zum Jahresende 350 Milliarden Euro erreichen werden. Dies stellt einen dramatischen Anstieg auf einem Markt dar, der vor einem Jahrzehnt praktisch noch nicht existierte. Es ist nun möglich, diversifizierte Portfolios über verschiedene Sektoren und Laufzeiten hinweg und für unterschiedliche Risikoneigungen zu konstruieren. Die Verbreitung innovativer Finanzprodukte wie grüner Anleihen bewirkt ebenfalls einen Wandel in der Realwirtschaft.

Ein Beispiel dafür ist das Unternehmen TenneT, ein Übertragungsnetzbetreiber für die Niederlande und einen grossen Teil Deutschlands. Die Emissionen grüner Anleihen hat das Unternehmen dabei unterstützt, zum führenden Offshore-Übertragungsnetzbetreiber in der EU zu werden. Mit der Einspeisung von Windenergie aus der Nordsee verfolgt TenneT die ehrgeizige Vision, Deutschland dabei zu unterstützen, bis 2045 die Klimaneutralität zu erreichen, die Niederlande dabei, ihre Treibhausgasemissionen bis 2050 um 95 % zu senken, und Europa dabei, bis 2050 der erste klimaneutrale Kontinent zu werden.[1] Die Projekte des Unternehmens entsprechen der Umstellung von sage und schreibe 8 Millionen Haushalten auf 100 % erneuerbare Energie. Mehr zu diesem Thema finden Sie auch in unserem neuen Impact Report zum Franklin Sustainable Euro Green Bond UCITS ETF, den wir gerade veröffentlicht haben.

Auch an den Aktienmärkten setzt sich zunehmend die Erkenntnis durch, dass «Gutes tun» aus Nachhaltigkeitssicht nicht unbedingt mit «Schlechtes tun» bei den Anlageergebnissen gleichzusetzen ist. Die „paris-aligned“ Version des S&P 500, wohl einer der effizientesten und am schwersten zu schlagenden Märkte weltweit, hat sein Universum seit Jahresbeginn um über 2 % übertroffen. Und während an Paris ausgerichtete Strategien für Industrieländer inzwischen weithin als zentrale Portfoliobausteine angesehen werden, ist das Konzept auch für Schwellenländer zunehmend relevant. Die Rolle dieser Länder beim Klimawandel wird wachsen und neue Möglichkeiten eröffnen. Diese Tatsache wird unserer Meinung nach auch in Dubai in einigen Wochen eindrucksvoll zu erleben sein.

Franklin Templeton

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