WEF fordert von Staaten und Konzernen mehr Einsatz gegen Klimawandel

Klimawandel

(Photo by Markus Spiske on Unsplash)

Madrid – Das Weltwirtschaftsforum (WEF) fordert deutlich mehr Anstrengungen der Staatengemeinschaft und von Konzernen zur Senkung klimaschädlicher Treibhausgase. Bisher hätten nur 67 der 193 UN-Mitgliedstaaten, die gemeinsam weniger als 15 Prozent der globalen Emissionen ausmachten, Pläne, unterm Strich keine Treibhausgase mehr auszustossen, kritisierte das WEF in einer am Mittwoch veröffentlichten Studie. «Vor allem die weltgrössten CO2-Emittenten tun nicht genug, um dieses Problem anzugehen.»

Es sei entscheidend, dass Regierungen und Unternehmen gemeinsam damit beginnen, Ziele festzulegen und umzusetzen, sagte WEF-Manager Dominic Waughray. «Was die Welt braucht, ist eine Kombination aus öffentlichem Ehrgeiz, politischer Gewissheit und Unternehmensführung, um eine Wende zu schaffen.»

Kritik an China und USA
Das WEF kritisierte in der gemeinsam mit der Unternehmensberatung Boston Consulting Group vorgelegten Studie vor allem die beiden grössten Volkswirtschaften. So baue China, das allein für ein Viertel der globalen Emissionen verantwortlich sei, die Zahl seiner Kohlekraftwerke aus. Und in den USA würden «ranghohe Regierungsbeamte» offen wissenschaftliche Erkenntnisse zum Klima ablehnen sowie sich aus früheren Verpflichtungen und internationalen Abkommen zurückziehen. Die Autoren wiesen in einer Fussnote darauf hin, dass US-Präsident Donald Trump den Klimawandel geleugnet hat.

«In allen Bereichen ist eine umfassende Trendwende nötig, um den Anstieg der Oberflächentemperaturen zu begrenzen», betonte das WEF. «Die Welt darf unterm Strich keine Treibhausgase mehr ausstossen, um katastrophale Auswirkungen des Klimawandels zu verhindern.» In Madrid ringen die Mitglieder der Vereinten Nationen auf dem UN-Klimagipfel derzeit um höhere Klimaschutz-Ziele.

Das WEF nahm auch Unternehmen in die Pflicht. Die Konzerne, die Klimaziele nennen und ausgeben, seien in der Minderheit. «Von den Millionen Konzernen in aller Welt legen nur 7000 ihre Emissionen dem CDP (Carbon Disclosure Project) offen, der Non-Profit-Organisation, die die globalen Emissionen beobachtet», kritisierte das WEF. Und von diesen Firmen biete nur ein Drittel eine vollständige Offenlegung, ein Viertel lege ein Ziel zur Reduktion der Emissionen fest und eine von acht reduziere ihren Ausstoss im Vergleich zum Vorjahr.

Thunberg: «Jeder Bruchteil eines Grades zählt»
Die schwedische Aktivistin Greta Thunberg hat beim Weltklimagipfel in Madrid die Regierungen wohlhabender Staaten für ihre Untätigkeit im Kampf gegen den Klimawandel scharf kritisiert. In einer auf wissenschaftliche Daten zu CO2-Emissionen und die Erderwärmung gestützten Rede legte die 16-Jährige vor dem Plenum eindringlich die Fakten zu den Folgen dar, sollten die Ziele des Pariser Abkommens zur Begrenzung der Erderwärmung auf 1,5 Grad verfehlt werden. «Jeder Bruchteil eines Grades zählt», so Thunberg.

«2050 Treibhausgas-Neutralität zu erreichen bedeutet gar nichts, wenn die Emissionen inzwischen noch für ein paar Jahre weitergehen wie bisher. Denn unser verbleibendes Budget wird dann aufgebraucht sein», erklärte die junge Schwedin unter dem Applaus der Anwesenden. Sie monierte scharf, dass die Verhandlungen in Madrid so schleppend vorankämen. «Es gibt überhaupt kein Gefühl der Dringlichkeit», warf sie den Politikern vor.

«Hoffnung kommt vom Volk»
Die eigentliche Gefahr, so betonte Thunberg, sei nicht die Untätigkeit der für die Krise verantwortlichen Regierungen und Unternehmen, «sondern die Tatsache, dass Politiker und Konzernchefs es so aussehen lassen, als würden sie etwas tun». Das Jahrzehnt, das in nur drei Wochen beginne, «wird unsere Zukunft definieren», warnte sie. Die Menschen bräuchten jetzt unbedingt ein Zeichen der Hoffnung. «Aber es gibt Hoffnung, ich habe es gesehen – aber sie kommt nicht von Regierungen und Konzernen, sondern vom Volk.»

Thunberg hatte bereits angekündigt, im Gegensatz zu ihrer aufsehenerregenden Rede bei den Vereinten Nationen im September in New York diesmal auf grosse Emotionen verzichten zu wollen. Vor dem im Kampf gegen die Erderwärmung wichtigen Jahr 2020 wolle sie die Emotionalität aus der Klimadebatte nehmen, «weil die Leute sich sonst nur daran und nicht an die Fakten erinnern». (awp/mc/pg)

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