Zürich – Das Exportklima für kleine und mittlere Schweizer Unternehmen (KMU) bleibt auch im ersten Quartal 2012 rauh. Positive Impulse wie die Frankenuntergrenze und die Stützungsmassnahmen der europäischen Schuldenstaaten halten sich mit Sorgen über die Weltkonjunktur die Waage.
Das geht aus dem am Dienstag veröffentlichten Exportbarometer der Grossbrank Credit Suisse und dem Exportindikator des Aussenwirtschaftsförderers Osec hervor. Die beiden Indizes haben sich auf tiefem Niveau stabilisiert. Das Exportbarometer der CS lag mit -0,63 noch einmal tiefer als im vierten Quartal 2011, aber immer noch über der Wachstumsschwelle von -1 Punkt. Das Barometer bildet die Auslandnachfrage nach Schweizer Produkten ab.
Stagnation erwartet
Die KMU-Exportperspektiven der Osec zeigen auf Stagnation. Der Indexwert sank von 49,7 im Vorquartal auf aktuell 49,5 Punkte. Auf der bis 100 reichenden Skala zeigen Werte unter 50 einen Rückgang an. 30% der KMU erwarten im kommenden Quartal einen Anstieg der Exporte nach 32% im Schlussquartal 2011. Vor Jahresfrist waren noch 58% so optimistisch gewesen.
Heterogenes Bild nach Branchen
Gemäss dem CS-Exportbarometer erwarten die Metall-, Elektronik- und Präzisionsinstrumenteindustrie leicht überdurchschnittliche Exporte, unterdurchschnittliche Aussichten haben Papier- und chemische Industrie.
Deutlicher Unterschiede ergeben sich in den Osec-Exportperspektiven. Während Papier- und Präzisionsindustrie sowie die Dienstleistungen noch ein solides Wachstum erwarten, gehen die übrigen Branchen von Rückgängen aus. Besonders negativ blieb die Stimmung in der Elektronikindustrie sowie im Maschinenbau.
Konjunktureller Abschwung
Wer höhere Exporte erwartet, führt dies vor allem auf Innovationen (55%) und verstärktes Marketing (43%) zurück. KMU mit sinkenden Exporterwartungen begründen das vor allem mit dem konjunkturellen Abschwung (65%). Das sind deutlich mehr als im Vorquartal mit 53% und vor Jahresfrist (22%).
Europa als Hauptmarkt – düstere Aussichten
Das CS-Exportbarometer weist Wachstumsimpulse aus den USA und einigen Schwellenländern wie Indien oder der Türkei aus. Für Europa dürften sich die Exporte schwach entwickeln. Ungeachtet der Frankenstärke und der Eurokrise bleibt Europa aber der bedeutendste Absatzmarkt für Schweizer KMU. 90% der von der Osec befragten Unternehmen wollen im kommenden Halbjahr nach Europa liefern nach 91% im Vorquartal.
Verlangsamtes Exportwachstum erwartet
70% der KMU erwarten wegen der Frankenstärke ein verlangsamtes Exportwachstum. Im Vorquartal waren es 73 und vor einem Jahr erst 58% gewesen. In der Maschinenindustrie erwarten 84% einen negativen Einfluss gefolgt von der Metallindustrie (82%) und der Konsumgüter-Branche (77%). Verhältnismässig resistent zeigen sich die Dienstleister, wo 52% von negativen Folgen ausgehen.
Immenser Margendruck
Bei den Gewinnmargen machen 79% der KMU negative Auswirkungen des Frankenkurses geltend. Besonders ausgeprägt war der Margendruck bei der Metallindustrie mit einer Quote von 100 % und im Chemie-Pharmasektor mit 91%. Die 21% der KMU, die keine negativen Folgen spüren, gaben an, dass sie die Preise erhöhen, die Produktionskosten senken oder sich gegen Währungsschwankungen absichern können. (awp/mc/pg)