Madrid – Nach harten und langen Verhandlungen ist die Uno-Klimakonferenz in Madrid mit Minimalbeschlüssen zu einer Anhebung der Klimaschutz-Ambitionen und anderen Themen zu Ende gegangen.
Die chilenische Umweltministerin und Konferenzvorsitzende Carolina Schmidt verkündete am Sonntag die Beschlüsse vor den Delegierten aus fast 200 Ländern. Unter anderem wurde darin die Notwendigkeit anerkannt, dass alle Länder ihre nationalen Klimaschutzziele anheben.
Die Konferenz scheiterte mit ihrem zentralen Vorhaben, den globalen Handel mit Klimaschutz-Gutschriften zu regeln. Die Debatte wurde aufs kommende Jahr verschoben. Die Idee: Wenn ein Land seine Ziele beim Einsparen klimaschädlicher Treibhausgase übererfüllt, soll es Gutschriften verkaufen können. Es gab bis zuletzt aber heftigen Streit, wie genau angerechnet werden soll – auch, damit nicht doppelt gezählt wird. Die Position vieler Staaten war, lieber keinen Kompromiss zu machen als einen schlechten.
120 Staaten bekennen sich zur Klimaneutralität
Dennoch lobte Gipfelpräsidentin Schmidt, dass sich inzwischen 120 Staaten zum Ziel der Klimaneutralität bis 2050 bekannt haben. «Es erfüllt uns mit Stolz, dass diese Allianz auf 120 Länder angewachsen ist», sagte die chilenische Umweltministerin am Sonntag in der spanischen Hauptstadt.
Die Zahl der Staaten in der sogenannten Climate Ambition Alliance habe sich damit verdoppelt. Auch fast 400 Städte und 800 Unternehmen strebten nun an, klimaneutral zu werden, also unterm Strich keine Treibhausgase mehr auszustossen. Rest-Emissionen müssten dann ausgeglichen werden.
Schmidt betonte aber auch, dass die bisherigen Fortschritte nicht ausreichten. «Die Bürger der Welt fordern uns auf, schneller voranzukommen», sagte sie.
Hoffnungen nicht erfüllt
Die Hoffnung von Entwicklungsländern und Inselstaaten auf einen eigenen internationalen Fonds zur Bewältigung von bereits eintretenden klimabedingten Schäden und Verlusten erfüllte sich nicht. Die Idee einer Öffnung des bereits bestehenden Grünen Klimafonds, der Gelder für Klimaschutzmassnahmen und für die Anpassung an die Erderwärmung bereitstellt, blieb in dem Beschlusstext vage.
Die endgültige Ausgestaltung von Artikel 6 des Pariser Abkommens gelang ebenfalls nicht. Damit bleibt das sogenannte Regelbuch zur Umsetzung des Paris-Abkommens weiter unvollständig. Alle anderen Kapitel waren vor einem Jahr bei der Uno-Klimakonferenz in Kattowitz beschlossen worden. Die Artikel-6-Verhandlungen wurden damals aber auf die diesjährige Weltklimakonferenz vertagt und werden nun voraussichtlich auch die nächste Uno-Klimakonferenz 2020 in Glasgow beschäftigen.
Die Verhandlungen in Madrid hatten eigentlich am Freitagabend enden sollen. Stattdessen wurde weitere zwei Nächte und ein Tag lang weiter verhandelt.
Umweltverbände tief enttäuscht
Umweltverbände und Entwicklungshelfer reagierten tief enttäuscht darauf, dass es in Madrid keine nennenswerten Fortschritte im Kampf gegen die Erderhitzung gab. Einige Staaten, allen voran Brasilien, Australien, Saudi-Arabien und die USA, hätten immer wieder Entscheidungen blockiert, rügten sie.
Luisa Neubauer, führende Aktivistin der Klimabewegung Fridays For Future, erklärte, die Regierungen seien damit gescheitert, ihre Ambitionen der Krisenrealität anzupassen. «Die COP25 lässt uns nach einem Jahr mit beispiellosen Klimaprotesten ohne signifikanten Fortschritt zurück.»
Die Hilfsorganisation Brot für die Welt machte insbesondere den Industriestaaten schwere Vorwürfe. «Es ist extrem verantwortungslos, egoistisch und kurzsichtig, dass sie Finanzzusagen gegenüber den ärmsten Staaten für die Bewältigung von Klimaschäden verwehren», bilanzierte die Organisation.
Die internationale Greenpeace-Chefin Jennifer Morgan sagte: «Die Regierungen müssen sich komplett neu aufstellen, denn das Ergebnis der COP25 ist völlig inakzeptabel.» Die Umweltschutzorganisation WWF bezeichnete die Beschlüsse als «so müde wie die Delegierten nach zwei durchverhandelten Nächten» und betonte, die Konferenz sei «ein gruseliger Fehlstart in das für die Umsetzung des Pariser Klimaabkommens so entscheidende Jahr 2020».
UNO-Generalsekretär enttäuscht vom Weltklimagipfel
Auch UN-Generalsekretär António Guterres äusserte sich enttäuscht. Die internationale Gemeinschaft habe eine wichtige Gelegenheit verstreichen lassen, mehr Ehrgeiz im Kampf gegen die Klimakrise zu zeigen, schrieb er am Sonntag auf Twitter. «Aber wir dürfen nicht aufgeben. Und ich werde nicht aufgeben.» Er sei entschlossener denn je dafür zu arbeiten, dass sich 2020 alle Staaten dazu bekennen, das von der Wissenschaft als notwendig Erachtete zu tun: den weltweiten Temperaturanstieg auf 1,5 Grad zu begrenzen und bis 2050 die Klimaneutralität zu erreichen. (awp/mc/pg)