Weltweiter IPO-Boom erreicht bald auch die Schweiz
Zürich – Die Zahl der Börsengänge steigt im ersten Quartal weltweit um 40 Prozent, das Emissionsvolumen sogar um 75 Prozent. Der Run auf die Börsen ist zurzeit besonders stark in den USA und in China und hält voraussichtlich das ganze Jahr an. Auch in der Schweiz ist das Klima gut und mehrere Börsengänge werden für das zweite Quartal 2014 erwartet.
Weltweit haben sich in den ersten drei Monaten 2014 so viele Unternehmen an die Börse gewagt wie seit 2011 nicht mehr: Im ersten Quartal wurden weltweit 228 Börsengänge (Initial Public Offerings, IPOs) durchgeführt – ein Anstieg um 40 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Das Emissionsvolumen stieg gemäss dem aktuellen IPO-Barometer des Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsunternehmens EY sogar um 75 Prozent von 24,4 auf 42,6 Milliarden US-Dollar.
«Weltweit sehen wir seit einigen Monaten einen richtigen Run auf die Börsen, allen voran in den USA und in China. Die Unternehmen nutzen die gestiegene Investitionsbereitschaft der Anleger und nehmen neues Kapital auf», kommentiert Roger Müller, Partner und IPO Listing Services Leader bei EY Schweiz.
Mit Abstand am dynamischsten entwickelte sich der chinesische Markt: Die Zahl der Transaktionen stieg von 11 auf 67, das Emissionsvolumen von 1,1 auf 11,5 Milliarden US-Dollar. Grund für den starken Anstieg ist die Öffnung der chinesischen Börsen für neue Listings nach einer Zwangspause von gut einem Jahr.
Insgesamt wagten in Asien 112 Unternehmen den Sprung aufs Parkett (Vorjahr: 73), wobei sie total 18,5 Milliarden US-Dollar erlösten (Vorjahr: 5,4 Milliarden US-Dollar). Schwerpunkt war neben China auch Japan, wo bei 13 Börsengängen knapp 4,9 Milliarden US-Dollar erlöst wurden.
Auch der US-Markt entwickelte sich stark: Die Zahl der Börsengänge in den USA kletterte von 33 im ersten Quartal 2013 auf 60 in diesem Jahr – dabei wurden insgesamt 10,2 Milliarden Dollar erlöst, während es im Vorjahresquartal noch 8,6 Milliarden Dollar waren.
Europäischer IPO-Markt meldet sich zurück
Europaweit wurden 38 Transaktionen (Vorjahr 28) gezählt, deren gesamtes Emissionsvolumen bei 12,9 Milliarden US-Dollar lag – ein Anstieg um 46 beziehungsweise 172 Prozent gegenüber dem ersten Quartal 2013. Von den weltweit fünf grössten Börsengängen fanden zwei in Europa statt – ein Indiz für die verbesserte Verfassung des europäischen IPO-Marktes. Der klar aktivste Börsenplatz Europas war London – mit 23 IPOs und einem Emissionsvolumen von 6,2 Milliarden US-Dollar. Den grössten europäischen Börsengang verantwortete der der französische Kabelnetzbetreiber Altice mit 2,04 Milliarden US-Dollar.
«Die Schulden- und Konjunkturkrise hatte den europäischen IPO-Markt über mehrere Jahre massiv gebremst. Seit dem vergangenen Jahr ist aber das Vertrauen sowohl der Investoren als auch der Emittenten wieder deutlich gestiegen», beobachtet Müller.
Schweizer IPO-Fenster offen
Gegenüber nur einem Börsengang im Jahr 2013 haben bereits drei Unternehmen Ihren IPO im Frühling 2014 offiziell in Aussicht gestellt: das Online-Reisebüro Bravofly, die Thurgauer Kantonalbank und die Rheintaler Industriegruppe SFS.
Der Schweizer IPO-Markt dürfte nach Abschluss der GV-Saison in den kommenden Monaten an Dynamik gewinnen, so Müllers Einschätzung: «Hierzulande stehen weitere IPO-Kandidaten in den Startlöchern, die im zweiten Quartal oder dann im Herbst aufs Parkett drängen werden. Die Börse bietet Neueinsteigern derzeit ein gutes Klima.»
Müller geht davon aus, dass kurzfristig eher arrivierte und umsatzstarke Unternehmen den Schritt wagen werden: «Die Chancen von jüngeren und auf Wachstum fokussierten Firmen auf einen erfolgreichen Börsengang steigen aber langsam an. Unternehmen mit Markennamen und einer guten Investor-Story haben dabei einen Vorteil. Solche Firmen könnten sich allenfalls im Herbst an die Börse wagen.»
Privat Equity wichtiger Treiber für Börsengänge
Angetrieben wird der aktuelle IPO-Boom von Private Equity-Investoren, die hinter beinahe einem Drittel (68 von 228) aller Börsengänge standen (Vorjahr: 38 von 163) und bei ihren IPOs insgesamt 16,9 Milliarden US-Dollar erlösten (Vorjahr: 8,4 Milliarden US-Dollar). «Gerade Finanzinvestoren haben die guten Rahmenbedingungen genutzt, um sich in grossem Stil von
Beteiligungen zu trennen. Dieser Trend wird im weiteren Jahresverlauf anhalten», beobachtet Müller.
Angesichts der Niedrigzinspolitik der Notenbanken, weiterhin hoher Bewertungen und verbesserter weltweiter Konjunkturaussichten seien die Rahmenbedingungen für Börsengänge gut, kommentiert Müller. Auswirkungen der Krim-Krise auf den IPO-Markt sieht er bisher kaum, eine Eskalation könne sich aber negativ auswirken.
Optimistischer Ausblick: Weltweiter IPO-Markt bleibt stark
Das IPO-Fenster dürfte weltweit noch eine Weile offen bleiben, meint Müller: «Das Wirtschaftswachstum legt zu, die Zinsen bleiben niedrig: Aktuell spricht vieles für ein starkes IPO-Jahr 2014 – zumal die Pipeline an Börsenkandidaten gut gefüllt ist.» Dabei dürfte China weiter einer der Haupttreiber des weltweiten IPO-Booms sein. (EY/mc/ps)
Über die Studie
Die EY-Studie wurde mit Stichtag 26. März erstellt und erfasst alle in den ersten drei Monaten 2014 durchgeführten sowie geplanten Börsengänge.
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