Wenig Vertrauen in Behörden erhöht Risikowahrnehmung gegenüber 5G
Basel – Je weniger Vertrauen eine Person in die Behörden hat, desto eher stuft sie das Risiko des Mobilfunkstandards 5G als hoch ein. Zu diesem Schluss kommt eine repräsentative Studie mit 3000 Teilnehmenden der Universität Basel.
Auch das Gefühl, hilflos der Strahlung ausgesetzt zu sein sowie das Empfinden einer elektromagnetischen Hypersensitivität führt demnach zu einer höheren Risikowahrnehmung, wie der Basler Psychologe Renato Frey im Fachmagazin «Psychological Science» berichtet.
Der Begriff 5G ist emotional aufgeladen und spaltet die Gemüter: Während einige Menschen die neue Technologie begrüssen, lehnen sie andere vehement ab. Allerdings: Bisher habe es noch keine empirischen Daten dazu gegeben, wie sehr 5G die Gesellschaft tatsächlich polarisiere, und was die psychologischen Ursachen dafür seien, sagte Frey gemäss einer Mitteilung der Universität Basel vom Montag.
Für seine vom Bundesamt für Umwelt (Bafu) und Schweizer Nationalfonds unterstützte Studie untersuchte er daher systematisch die Unterschiede in der Risikowahrnehmung und was diesen zugrunde liegt.
Ein Nein bei Volksabstimmung
Die Befragung ergab demnach, dass knapp zwei Drittel (65 Prozent) mit der Technologie ein mittleres bis hohes Risiko verbinden, und ebenso viele gaben an, nur einen geringen bis gar keinen persönlichen Nutzen für sich selbst zu sehen. Allerdings stuften 61 Prozent den Nutzen für die Gesellschaft als hoch ein, 76 Prozent für die Wirtschaft.
Eine deutliche Mehrheit sah einen Bedarf für mehr Regulierung (74 Prozent) und mehr Forschung (90 Prozent). Und: Wäre zum Zeitpunkt der Umfrage Ende 2019 über den Mobilfunkstandard 5G abgestimmt worden, hätten 52 Prozent ein «Nein» eingeworfen.
Expertenbericht änderte wenig
Frey befragte im Februar 2020 nochmals dieselben Studienteilnehmenden wie Ende 2019. Denn inzwischen hatte das Bundesamt für Umwelt (Bafu) einen umfassenden Expertenbericht mit wissenschaftlichen Fakten zu 5G dargelegt. Der Psychologe teilte die Stichprobe in Gruppen ein, die das Informationsmaterial entweder in Kurz- oder Langform oder gar nicht erhielten.
Es zeigte sich, dass das blosse präsentieren von Fakten im Durchschnitt keinen direkten Effekt auf die Risikowahrnehmung zu haben schien. «Das Wissen über eine Technologie ist bloss einer der Faktoren, die mit der Risikowahrnehmung zusammenhängen», so Frey.
Zudem sei die Intervention bewusst dezent gehalten worden. «Zukünftige Informationskampagnen und die Risikokommunikation zu 5G allgemein könnten natürlich pointierter gestaltet werden», sagte der Psychologe.
Denn die Wahrnehmungen gegenüber dem Mobilfunkstandard veränderte sich bei einzelnen Befragten – in beide Richtungen. Dabei spielten gemäss der Studie insbesondere Veränderungen im Vertrauen in die Behörden eine Rolle sowie Veränderungen im Ausmass der wahrgenommenen Bedrohung.
Es sei hilfreich, so Frey, die der Risikowahrnehmung zugrundeliegenden psychologischen Mechanismen zu verstehen. Denn damit liessen sich informierte Debatten über den Nutzen und die Risiken von neuen Technologien wie 5G fördern. (awp/mc/ps)