Weshalb Fussball auf Kunstrasen einfach nicht geht

Weshalb Fussball auf Kunstrasen einfach nicht geht

von Patrick Gunti

Vergangenes Wochenende hat die Fussball Super League den Spielbetrieb wieder aufgenommen. Na ja, zumindest teilweise. Gespielt wurde nämlich kaum. Gleich drei der fünf Partien mussten wegen Schneefällen und unbespielbaren Terrains abgesagt werden. Ob Lugano, St. Gallen oder Luzern – an Fussball war nicht zu denken.

Das Kontrastprogramm: YB fuhr im Stade de Suisse gegen Xamax auf sattem Grün die nächsten drei Punkte ein. Nicht dass das Wetter in Bern besser gewesen wäre, nein, aber in Bern hat man vor vielen Jahren einen Kunstrasen verlegt, der auch bei widerlichsten Witterungsverhältnissen bespielt werden kann. Denn das Plastikgeläuf ist, gekoppelt mit einer Bodenheizung, allzeit bereit, strapazierfähig, pflegeleicht und so topfeben, dass kein Ball verspringt – so es denn das fussballerische Können der 22 Akteure zulässt.

Etwas für Techniker und Waschequipen
Rein fussballerisch lässt sich entsprechend gegen Kunstrasen nichts einwenden. Für Ballzauberer und Techniker ist das sicher ein Traum. Und auch die Waschequipen haben nichts dagegen einzuwenden, müssen sie nur den Schweiss aus den Trikots kriegen, und keine Dreck- und Grasflecken.

Aber ganz ehrlich – mir sind Naturrasen und Spielabsagen lieber. Kunstrasen mag wirtschaftlich Sinn machen, für kleine Klubs mit beschränkten Trainingsmöglichkeiten ein Segen sein und für den einen oder anderen Terrassenboden taugen. Aber auf höchster Fussball-Ebene hat er einfach nichts verloren. Wir leben ja nicht auf den Färöern, wo Gras einzig dazu taugt, die Schafe zu füttern. Bis auf wenige Wochen im Jahr lässt sich hierzulande auf natürlichem Rasen Fussball spielen. Und wenn nicht – siehe letztes Wochenende – ja dann halt nicht.

Einfach nur peinlich
YB-Anhänger (zu denen ich mich im weiteren Sinne auch zähle) mögen mir verzeihen, aber spätestens in der Champions League war der Kunstrasen nur noch peinlich. Da gibt sich die Weltklasse in Form von Juventus Turin oder Manchester United in Bern ein Stelldichein – und das auf Kunstrasen. In der Königsklasse des Fussballs! Also bitte…

Hier ein Aufruf an alle Fussballfans und an Nostalgiker in Sachen «rundes Leder»: Klagen Sie über die Künstlichkeit und die verlorene Seele des Fussballs (nichts versinnbildlicht diesen Umstand besser als ein Kunstrasen). Ärgern Sie sich über die Millioneneinkünfte der Stars und auch darüber, dass Sie die nächste WM bei Weihnachtsbeleuchtung mitverfolgen müssen. Sie können sich nächsten Sommer über den Video Assistant Referee beschweren und e-Sport gedanklich zum Teufel jagen. Soll mir recht sein. Aber dann fordern Sie auch, dass die Synthetikmatten eingerollt werden und aus den Super League-Stadien verschwinden. Denn wie viele Neuerungen auch immer – Fussball wird immer ein Spiel sein, bei dem 22 Spielerinnen oder Spieler während 90 Minuten versuchen, 1 rundes Leder ins Eckige zu bringen. Sollen sie doch dies auf RASEN tun können.

Patrick Gunti ist seit über 25 Jahren für verschiedene Medien als Journalist und Redaktor tätig. Seit 2006 arbeitet er als freier Journalist für Moneycab und verschiedene andere Medien und Agenturen.
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