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Lausanne – Wie eine neue Studie belegt, sorgen ichbezogene und «Beifall heischende» Geschäftsführer eher dafür, dass ihre Unternehmen in Sachen technologischer Innovation ganz vorne mit dabei sind. Das Streben egozentrischer CEOs nach Aufmerksamkeit stärkt ferner die Bereitschaft, mutige Entscheidungen zu fällen, die weniger selbstsichere Führungskräfte eher scheuen würden, insbesondere in Zeiten radikaler Veränderungen.
Die Studie wurde von Professoren des IMD, einer erstklassigen Wirtschaftshochschule in der Schweiz, dem Smeal College of Business Pennsylvania und der Universität Erlangen-Nürnberg durchgeführt, wobei die Ergebnisse besagen, dass ein gesundes Mass an Narzissmus in der Führungsetage dazu beiträgt, die Trägheit zu überwinden, die oftmals in grossen etablierten Unternehmen anzutreffen ist.
Positive Seite des Narzissmus
«Wir haben die ‹positive Seite› des Narzissmus entdeckt. Dieser kann als Katalysator bei Risikobereitschaft und Innovation durchaus hilfreich sein. Selbstgefällige Führungskräfte zeigen genau dann die Fähigkeit, sich auf ihr überhöhtes Selbstvertrauen zu verlassen, wenn andere noch zögern», so Professor Albrecht Enders vom IMD. «Narzisstische Menschen können ein Ärgernis und sogar absolut selbstsüchtig sein, aber sie können genau die richtige Besetzung sein, wenn gewagte und unkonventionelle Massnahmen erforderlich sind, um ein Unternehmen vor dem Untergang zu retten.»
Studie ausgezeichnet
Die Studie erhielt bei der Academy of Management’s 2011 den Glueck Best Paper Award, der für die besten 1% der Forschungsbeiträge für den Bereich Geschäftspolitik und -strategie der Akademie vergeben wird. Im Verlauf der Studie wurde untersucht, wie 78 CEOs von 33 grossen Pharmaunternehmen in den USA auf die Entstehung der Biotechnologie in den Jahren von 1980 bis 2008 reagierten. Für jedes Jahres der Tätigkeitsdauer eines CEO wurden Intensität und Geschwindigkeit bei der Umsetzung strategischer Initiativen im Bereich der Biotechnologie (Allianzen, Übernahmen, Auflegung von F&E-Projekten) berechnet.
Um den Narzissmus der Unternehmensleiter zu messen, berücksichtigten die Forscher vier Faktoren:
- Erscheinen von Fotos der CEOs in Jahresberichten
- Häufigkeit der Erwähnung des CEO in Pressemitteilungen
- Barvergütung (Gehalt und Bonus) und geldwerte Vergütung (aufgeschobene Vergütung, Aktienpakete und Aktienoptionen) im Verhältnis zur Führungskraft mit dem zweithöchsten Gehalt
Weitere Schlussfolgerungen umfassten:
- Je narzisstischer der CEO, desto massiver und früher investiert ein Unternehmen in neue Technologie – insbesondere in ihrer Einführungsphase
- Die Reaktionen von Unternehmen auf radikale Änderungen, werden nicht nur durch umweltbezogene und organisatorische Faktoren beeinflusst, sondern auch durch die Charakteristika der Führungskräfte
- Narzisstische Geschäftsführer stehen nicht automatisch für Erfolg. Ihre Risikobereitschaft zeitigt bisweilen extreme Ergebnisse – sowohl im positiven als auch im negativen Sinne
«Wo Narzissten die Möglichkeit wittern, Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, vermuten andere eher ein zu hohes Risiko, aber es ist keinesfalls immer so, dass ihnen am Ende der ersehnte Applaus zuteil wird», so Enders vom IMD. «Man kann sich problemlos narzisstische CEO vorstellen, die aggressiv in neue Technologien investieren, die sich dann als Fehlschlag erweisen.» (IMD International/mc/ps)
Über das IMD
Das IMD hat seinen Sitz in der Schweiz und zählt seit jeher zu den führenden Wirtschaftshochschulen weltweit. Das Institut verfügt über mehr als 60 Jahre Erfahrung und verfolgt einen an der Realität orientierten Ansatz bei der Ausbildung von Führungskräften. Albrecht Enders ist Professor für Strategie und Innovation am IMD. Er führte diese Studie in Zusammenarbeit mit Wolfgang-Christian Gerstner (Universität Erlangen-Nürnberg), Andreas König (IMD) und Donald Hambrick (Smeal College of Business, Pennsylvania State University) durch.