Wirtschaftskriminalität: 360’000 Franken Schaden im Schnitt

Wirtschaftskriminalität: 360’000 Franken Schaden im Schnitt

(Foto: Sergejs Rahunoks – Fotolia.com)

Zürich – Fälle von Wirtschaftskriminalität verursachen bei Schweizer Unternehmen hohe Schäden von durchschnittlich rund CHF 360’000. Während Diebstahl und Unterschlagung in Schweizer KMU die höchsten Kosten verursachen, betrifft Datendiebstahl und Datenmissbrauch vor allem Grossunternehmen. Dies zeigt eine umfangreiche Studie von KPMG zum Thema Wirtschaftskriminalität in der Schweiz, Deutschland und Österreich.

In der Schweiz sind 47% der Grossunternehmen und 13% der KMU in den letzten zwei Jahren Opfer von Wirtschaftskriminalität geworden. Die durch Wirtschaftsdelikte entstandenen Schäden belaufen sich für die betroffenen Schweizer Unternehmen auf rund CHF 360’000 pro Fall. Dies zeigen die Ergebnisse einer breit angelegten Dreiländerstudie von KPMG zum Thema Wirtschaftskriminalität in der Schweiz, Deutschland und Österreich. Ein besonderer Fokus wurde auf kleine und mittelgrosse Unternehmen (KMU) gelegt. Insgesamt wurden rund 500 KMU und 93 Grossunternehmen befragt.

Hohe Schäden durch Diebstahl und Unterschlagung
Über die drei Länder betrachtet, sind Diebstahl und Unterschlagung die mit Abstand häufigsten Deliktarten. In den letzten zwei Jahren wurden insgesamt 246 Fälle verzeichnet. In der Schweiz sind vor allem KMU besonders häufig davon betroffen: 71 der 138 hierzulande berichteten Fälle ereigneten sich in dieser Unternehmenskategorie. KMU sind sich der Risiken durch Verletzung von Urheberrechten und Datendiebstahl bewusst. Sie unterschätzen aber die potenziellen Schäden durch Diebstahl und Unterschlagung stark. Die untersuchten Schweizer KMU bezifferten den entstandenen Gesamtschaden über die letzten zwei Jahre auf rund CHF 4.7 Mio.

Grossunternehmen unterschätzen Korruption und Geldwäscherei
Was Datendiebstahl und Datenmissbrauch betrifft, so sind in der Schweiz vor allem Grossunternehmen betroffen. Korruption und Geldwäscherei wurde hierzulande zwar nur in sieben Fällen aufgedeckt, und auch das Risiko, davon betroffen zu sein, wird eher als gering eingestuft. Die gestiegene Relevanz aufgrund von publik gewordenen Korruptionsfällen sowie das entschlossene Vorgehen internationaler Strafverfolgungsbehörden in diesem Bereich deuten darauf hin, dass es sich dabei vor allem für international tätige Unternehmen um ein wenig aufgedecktes und unterschätztes Phänomen handelt.

Bei KMU stammen die Täter mehrheitlich von extern
Zählt man das unerlaubte Zusammenwirken mehrerer beteiligter Personen (Kollusion) hinzu, so sind über die ganze Untersuchung betrachtet die eigenen Mitarbeitenden ohne Kaderfunktion (41%) und das mittlere und obere Management (13%) die häufigsten Tätergruppen. Die restlichen 39% stammen von ausserhalb des Unternehmens. In der Schweiz ist besonders der Anteil des mittleren und oberen Managements mit 21% insgesamt relativ hoch (DE 12%, AT 5%). Das Top-Management war hingegen auch hierzulande in die aufgedeckten Fälle nur selten involviert.

Auffällig ist, dass in Schweizer KMU 56% der Fälle von unternehmensexternen Tätern begangen wurden. Die interne Täterschaft stammt meist aus dem mittleren und oberen Management. Die KMU-Mitarbeitenden ohne Kaderfunktion sind vergleichsweise deutlich seltener in Wirtschaftsdelikte involviert.

Wichtige Hinweise von innen und aussen
Die meisten Delikte wurden durch Hinweise von Personen ausserhalb des Unternehmens (17%) oder durch unternehmensinterne Meldungen (19%) aufgedeckt. In 10% der Fälle führten Hinweise der Strafverfolgungsbehörden zur Aufdeckung. Eher selten wird das Unternehmen erst durch die Medienberichterstattung auf kriminelle Missstände aufmerksam. Zwischen den einzelnen Ländern gab es diesbezüglich keine grossen Abweichungen.

Mangelndes Unrechtsbewusstsein begünstigt Wirtschaftsdelikte
Finanzieller Druck und die Aussicht auf Boni sind zwei der zentralen Beweggründe für Wirtschaftsdelikte. Dieses Motiv ist in der Schweiz stärker ausgeprägt (29%) und liegt über den Vergleichswerten aus Deutschland (11%) und Österreich (25%). Auf die Frage, weshalb ein Wirtschaftsdelikt passieren konnte, nannten die meisten Unternehmen übereinstimmend mangelndes Unrechtsbewusstsein, gefolgt von fehlende Kontrollen und Unachtsamkeit. Die meisten Fälle werden denn auch arbeits- oder zivilrechtlich sanktioniert (60%). Nur ein Viertel der Fälle wird strafrechtlich verfolgt, was deutlich macht, dass ein Grossteil der Fälle nie an die Öffentlichkeit gelangt. (KPMG/mc/pg)

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