Wohlensee-Staumauer: Erdbebensicherheit weiterhin fraglich
(Foto: ENSI)
Zürich – Die von einem unabhängigen Geotechnikprofessor im Februar aufgeworfenen Fragen zur Stabilität der Wohlensee-Staumauer im Falle eines Erdbebens wurden immer noch nicht geklärt. Um die Mauer des Schweigens zu durchbrechen unterstützt Greenpeace Schweiz die heute von sechs Anwohnern eingereichte Bundesverwaltungsgerichtsbeschwerde gegen eine geplante kosmetische Nachrüstung.
„Die vom Kanton Bern bewilligte Verstärkung des Untergrunds mit Betonpfählen beruht auf fehlerhaften Grundlagen “, sagt Greenpeace-Atomexperte Florian Kasser. Die Nachrüstung garantiert keine hinreichende Erdbebensicherheit und ist deshalb nur eine Alibiübung. „Stattdessen sollten dringlich die grundlegenden Sicherheitsbedenken ausgeräumt werden“, fordert Kasser.
BFE geht nicht auf einzelne Kritikpunkte ein
Bereits im Februar hatte Greenpeace Schweiz die Stabilität der bald hundertjährigen Wohlensee-Staumauer stark in Frage gestellt und auf die möglichen, verheerenden Konsequenzen eines Erdbebens in Anbetracht des nahe gelegenen AKW Mühleberg hingewiesen. Das Bundesamt für Energie (BFE) hat anfangs März einen kurzen Antwortbrief verfasst – ohne auf die umfassenden Kritikpunkte des Gutachtens des Wiener Geotechnikprofessors Wei Wu überzeugend einzugehen. So wurden beispielsweise die widersprüchliche Anwendung der Richtlinien sowie die willkürlich erscheinende Erhöhung eines Parameters (der Kohäsion) nicht begründet. Professor Wu hat in einer Antwort auf die BFE-Stellungnahme seine Kritik wiederholt.
Trotz mehreren Gesprächsgesuchen von Greenpeace hat das BFE abgelehnt, inhaltlich über diese kritischen Fragen zu diskutieren. Für Greenpeace ist das Verhalten des BFE bedauerlich. „Es liegt doch im öffentlichen Interesse, dass Transparenz geschaffen wird“, sagt Kasser. „Die Blockade-Haltung des BFE lässt uns im Ungewissen, ob die Wohlensee-Staumauer die Sicherheitsanforderungen erfüllt oder ob das Atomkraftwerk Mühleberg im Falle eines Erdbebens zusätzlichen Risiken ausgesetzt ist“.
Umso problematischer ist, dass andere Beteiligte, die Greenpeace um eine Stellungnahme gebeten hat, sich darauf beschränken, auf das BFE zu verweisen, darunter das Eidgenössische Nuklearsicherheitsinspektorat (ENSI) und der Regierungsrat des Kantons Bern. Die BKW – Betreiberin des AKW Mühleberg – hat zu den Kritikpunkten zwar eine inhaltliche Prüfung versprochen, aber immer noch nicht zugestellt. (Greenpeace/mc)