WWF: Augen auf beim Osterhasen-Kauf

WWF: Augen auf beim Osterhasen-Kauf
Öffnen von Kakaoschoten. (Foto: Fuzz Kitto, Be Slavery Free)

Zürich – Steigende Preise, kleinere Packungsgrössen – die Schokoladenindustrie mutet Konsumentinnen und Konsumenten weltweit einiges zu. Im Gegenzug sollten diese Schokolade erwarten dürfen, die nicht mit Entwaldung, Artensterben und Kinderarbeit in Verbindung steht. Die Ergebnisse der neuesten Befragung der Schokoladenindustrie zeigen, dass es bis dahin noch ein weiter Weg ist, auch wenn es positive Signale gibt – vor allem in der Schweiz.

  • In der Gruppe der Detailhändler, die nur eine geringe Teilnahme verzeichnete und insgesamt wenig erfreuliche Resultate zeigte, führt Coop mit grossem Abstand im globalen Vergleich auf Platz 1.
  • Bei den Schweizer Schokoladenherstellern führen HALBA (Coop) und Choba Choba. Deutlich schwächer schneidet Delica ab, das unter anderem die Marke Frey produziert.
  • Der Konzern Mondelēz, der in der Schweiz unter anderem Marken wie Toblerone verkauft, erhält den Bad-Egg-Award für mangelnde Transparenz.

Die Schokoladenbranche steht weltweit unter Druck. Nach schlechten Ernten, die auch eine Folge der Klimakrise sind, haben sich die Kakaopreise pro Tonne seit 2023 verdreifacht. Die Preise für Schokolade sind ebenso gestiegen. Doch höhere Preise sind kein Garant für nachhaltige Schokolade. Um mehr Transparenz zu schaffen, gibt es die Chocolate Scorecard – ein Ranking, das von Be Slavery Free organisiert wird und jährlich Unternehmen der Schokoladenbranche nach zentralen Kriterien bewertet: Rückverfolgbarkeit und Transparenz, existenzsichernde Einkommen, Kinderarbeit, Entwaldung und Klima, Agroforstwirtschaft sowie Agrarchemikalien.

Romain Deveze, Waldexperte beim WWF Schweiz, sagt: «Der Anbau von Kakao ist nach wie vor eine der Hauptursachen für die Abholzung von tropischen Regenwäldern in einigen Ländern. In Ghana und der Elfenbeinküste, aus denen 75 Prozent des weltweiten Kakaos kommen, sind mehr als 80 Prozent der Wälder bereits abgeholzt. Ein Drittel davon, um neue Flächen für Kakaoplantagen zu schaffen. Jetzt sehen wir in anderen Ländern wie Kamerun neue grosse Entwaldungs-Hotspots entstehen. Wir wollen verhindern, dass sich dieselbe Geschichte in allen kakaoproduzierenden Ländern wiederholt. Deshalb ist es so wichtig, dass Unternehmen mehr für Transparenz, Rückverfolgbarkeit und faire Lebensbedingungen für Kleinbäuerinnen und -bauern tun»

Die sechste Auswertung unter 60 Unternehmen der Schokoladenindustrie zeigt Licht und Schatten:

  • Die Rückverfolgbarkeit von Kakao hat dank kommender EU-Verordnungen zugenommen – doch noch immer ist bei 44 Prozent der Kakaoherkunft nicht bestätigt, dass sie entwaldungsfrei ist.
  • Beim Einsatz von Pestiziden gibt es zwar Fortschritte, diese sind jedoch nicht ausreichend. Die Zahl der Kinder, die beim Anbau mithelfen und dabei giftigen Pestiziden ausgesetzt sind, hat sich in fünf Jahren verdreifacht, auf mittlerweile jedes dritte Kind – mit teils schweren gesundheitlichen Folgen.
  • 84 Prozent der Bäuerinnen und Bauern in der Lieferkette erhalten kein existenzsicherndes Einkommen oder das Einkommen ist den Herstellern nicht bekannt.

Schweizer Unternehmen mit zum Teil deutlichen Verbesserungen
Von den 60 Unternehmen, die an der Befragung zur sechsten «Chocolate Scorecard» teilgenommen haben, erreichte in der Gruppe der sechs kleinen Produzenten (mit Einkaufsvolumen von <1000 Tonnen) Choba Choba Platz 2 mit sehr guten Bewertungen in allen Kategorien und verbesserte sich im Vergleich zum Vorjahr nochmals.

In der Gruppe der 39 grossen Produzenten (mit Einkaufsvolumen von >1000 Tonnen) führt HALBA die Schweizer Hersteller an und verbesserte sich im Vergleich zum Vorjahr nochmals von Rang 3 auf Rang 2. Verbesserungen gab es auch bei Nestlé: nachdem das Unternehmen schon im Vorjahr einen Sprung auf Platz 8 gemacht hat, reichte es in diesem Jahr sogar für Platz 5. Auch Lindt & Sprüngli verbesserte sich von Platz 20 auf Platz 13. Delica (Frey) rangierte mit Platz 26 nur im hinteren Mittelfeld.

In der Gruppe der 15 gerankten Detailhändler ragte Coop heraus und erreichte insgesamt Platz 1. Die übrigen teilnehmenden Detailhändler zeigten nur schwache Resultate. Migros erreichte insgesamt Rang 2. Lidl nahm nach einem guten Ergebnis im vergangenen Jahr in diesem Jahr nicht an der Befragung teil.

Das gute Ergebnis von Coop zeigt, was möglich ist, wenn Unternehmen mit dem WWF zusammenarbeiten und gezielt ihre Lieferketten durchleuchten und handeln.

Tanja Diethelm, Leiterin Corporate Relations beim WWF Schweiz, ergänzt: «Seit vielen Jahren arbeiten wir mit Schweizer Detailhändlern daran, dass sie Rohstoffe aus wichtigen Ökosystemen verantwortungsvoller beziehen. Uns freut das gute Abschneiden von Coop, denn es zeigt die Bemühungen, bei der Kakaoproduktion Verbesserungen zu erreichen.»

Réka Szalay, CEO von HALBA, dem sehr gut platzierten Hersteller der Coop-Gruppe, sagt: «Um den Kakaoanbau auch in Zukunft zu sichern, braucht es Mut zu einem Paradigmenwechsel mit den entsprechenden Taten. Coop investiert seit über zehn Jahren konsequent in dynamische Agroforstsysteme in unseren Lieferketten und leistet damit echte Pionierarbeit. Das Ergebnis der Chocolate Score Card bestätigt Coop und HALBA als Division auf diesem Weg.»

Internationale Ergebnisse: Transparenz versus Schweigen
Während Unternehmen wie Tony’s Chocolonely, Ritter Sport, Nestlé und Mars Wrigley für ihr Engagement in Sachen Nachhaltigkeit gelobt wurden, erhielt der Konzern Mondelēz (u.a. Cadbury, Toblerone, Milka) den Negativpreis «Bad Egg», weil er keine Daten zur Verfügung stellte. Nach einer Platzierung im Mittelfeld im vergangenen Jahr entschied der Konzern, in diesem Jahr nicht teilzunehmen.

Starke Gesetze wirken – Schweiz muss mitziehen
Die «Chocolate Scorecard 2025» zeigt, warum Gesetze wie die EU-Entwaldungsverordnung so wichtig sind. Seit diesem Jahr dürfen keine Produkte aus Holz, Kaffee, Kakao, Soja, Ölpalmen, Rindern und Kautschuk mehr in die EU eingeführt werden, die auf Flächen hergestellt wurden, welche nach 2020 entwaldet wurden. Firmen müssen ihre Lieferketten zurückverfolgen können und Transparenz zeigen. Von elf Prozent im Jahr 2023 ist der Anteil der Firmen, die dies können, nun auf über die Hälfte gestiegen. Weil klare Regeln wirken, sollten diese auch in der Schweiz gelten. Sonst läuft die Schweiz Gefahr, den Anschluss zu verlieren oder gar zu einer Drehscheibe für Produkte mit problematischer Herkunft zu werden. (WWF/mc/ps)

Zu den Ergebnissen der Chocolate Scorecard 2025. Webseite verfügbar auf Englisch, Deutsch und Französisch. (WWF/mc/ps)

WWF Schweiz

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