Zürich – Im afrikanischen Kongobecken hat man innert zehn Jahren 742 neue Tier- und Pflanzenarten entdeckt. Ein neuer WWF-Bericht feiert die bemerkenswerte Artenvielfalt in der Region. Und weist gleichzeitig auf die Dringlichkeit hin, eines der weltweit wichtigsten Ökosysteme besser zu schützen.
Zu den Neuentdeckungen gehören eine Affenart, die in der Region als «Lesula» bekannt ist, aber auch Krokodile, Krallenfrösche sowie einzigartige Orchideen, neue Kaffee-Arten und auch elektrische Welse, Eulen, Spinnen und Schildkröten wurden identifiziert.
Die Entdeckungen verdeutlichen nicht nur den Artenreichtum des Kongobeckens, sondern auch die Dringlichkeit, die empfindlichen Lebensräume zu schützen. Das stark bewaldete Kongobecken wird «Lunge Afrikas» genannt. Es nimmt mehr klimaschädliches Kohlendioxid aus der Luft auf als jedes andere Gebiet auf der Welt. Es ist zudem das grösste tropische Moorgebiet der Welt. Der Regenwald, der sich über sechs Länder erstreckt, ist eine zentrale Lebensgrundlage für die einheimische Bevölkerung und der Wald liefert ihnen wertvolle Nahrungsmittel.
Der WWF-Bericht betont die elementare Rolle der lokalen Gemeinschaften beim Naturschutz. Indigene Gruppen, die seit Generationen mit diesen Wäldern zusammenleben, sind der Schlüssel zum Erhalt und Verständnis dieser Artenvielfalt. Viele der im Bericht aufgeführten Arten wurden zwar erst kürzlich in der wissenschaftlichen Literatur beschrieben, sind den lokalen Gemeinschaften jedoch seit Generationen bekannt.
Der jüngste WWF-Bericht folgt auf den Living Planet Report 2024, der einen alarmierenden Rückgang der weltweiten Wildtierpopulationen aufzeigt, insbesondere in tropischen Regionen. Da das Amazonasbecken in Südamerika zunehmend bedroht ist, wächst die enorme Bedeutung des Kongobeckens.
«Das Kongobecken ist nicht nur Zufluchtsort für die biologische Vielfalt. Im Kongobecken geht es auch um das Wohlergehen von mehr als 75 Millionen Menschen, die für ihre Ernährung, ihren Schutz und ihre kulturelle Identität auf seine Ressourcen angewiesen sind.» erklärt Dr. Martin Kabaluapa, WWF-Regionaldirektor für das Kongobecken. «Dieser Bericht ruft Regierungen, Naturschützer:innen und Gemeinden dazu auf, gemeinsam für den Schutz dieses unersetzlichen Naturerbes zu sorgen. Wir feiern heute diese Entdeckungen. Gleichzeitig ist sie mit einer grossen Verantwortung verbunden, dieses lebenswichtige Ökosystem auch für die Zukunft zu erhalten.»
Portrait von einigen Arten
Krallenfrosch
Xenopus allofraseri: Das ist einer von sechs afrikanischen Krallenfröschen. Zum ersten Mal wurde diese Art 2015 in Kamerun beschrieben. Xenopus bedeutet “seltsamer Fuss”. Krallenfrösche haben nämlich ein Merkmal: Sie besitzen an den inneren drei Zehen der Füsse grosse schwarze Krallen. Die Füsse der Hinterbeine haben Schwimmhäute, die der Vorderbeine nicht.
Otus bikegila
Otus bikegila, die 2022 auf der Insel Príncipe entdeckt wurde, ist eine kleine, charismatische Eule mit Ohrbüscheln und einem unverwechselbaren katzenartigen Ruf. Diese insektenfressende Art, die in den hohen Bäumen des Naturparks Príncipe Obô lebt, unterstreicht die wichtige Rolle von Schutzgebieten für die Erhaltung der Art.
Mecistops leptorhynchus
Das 2018 beschriebene Zentralafrikanische Dünnschnauzenkrokodil (Mecistops leptorhynchus) bewohnt das gesamte Kongobecken. Diese in Anhang II des Washingtoner Artenschutzübereinkommens (CITES) aufgeführte Art, die früher fälschlicherweise für ihren westafrikanischen Vetter gehalten wurde, ist durch den Verlust ihres Lebensraums und durch Wilderei bedroht.
Coffea rizetiana- Botanischer Garten Meise
Die kürzlich beschriebene Kaffeeart Coffea rizetiana wurde 2021 anhand von Pflanzen, die in der Nähe des Waldreservats Mouyouka-Kompina in der Küstenregion Kameruns gesammelt wurden, offiziell identifiziert.
Cercopithecus lomamiensis (Lesula)
Lesula (Cercopithecus lomamiensis), der 2012 im Lomami-Becken der Demokratischen Republik Kongo entdeckt wurde, ist erst die zweite neue afrikanische Affenart, die seit 1984 identifiziert wurde. Dieser scheue Primat, der für seine menschenähnlichen Augen, sein blaues Hinterteil und seinen unheimlichen „Bumm“-Ruf bekannt ist, lebt in kleinen Familiengruppen und ist durch die Jagd auf Buschfleisch bedroht.
Atheris mongoensis
Die 2020 beschriebene Mongo-Giftotter (Atheris mongoensis) ist eine überraschende neue Art, die in der Nähe der Region Mbandaka entlang des Kongo-Flusses in der Demokratischen Republik Kongo gefunden wurde.
Aphyosemion aurantiacum
Aphyosemion aurantiacum, 2018 beschrieben und neu entdeckt, hat leuchtende Farben mit blau schillernden Schuppen, orangefarbenen Flossen und rot gefleckten Rochen. Dieser 3,9 cm große Fisch ist in den Nebenflüssen des Wézé-Flusses in Gabun beheimatet und lebt in kleinen Waldbächen und in Wasserbecken, die reich an Wurzeln und Laubstreu sind. (WWF/mc/ps)