WWF: Keine Ölbohrungen im Virunga Nationalpark

Virunga Nationalpark

Dorfbewohner reparieren ihre Fischernetze im Virunga Nationalpark. (Foto: © Brent Stirton / Reportage for Getty Images / WWF-Canon)

Zürich – Der britische Ölkonzern Soco International PLC lenkt ein und wird seine Aktivitäten zur Ölförderung in Virunga, Afrikas ältestem Nationalpark und UNESCO-Weltnaturerbe beenden. Die Ankündigung des Rückzugs wird für heute erwartet und soll auch für alle anderen UNESCO Weltnaturerbestätten gelten. Der WWF hatte sich mit über 750‘000 Unterschriften gegen die Ölbohrungen eingesetzt.

Für einmal hat der Naturschutz über die Profitsucht gewonnen. Der WWF feiert einen Sieg für Virunga, den Nationalparkvertreter und Aktivisten vor Ort gemeinsam mit Unterstützern weltweit errungen haben. Über 750‘000 Unterschriften sammelte der WWF in einer internationalen Petition gegen die Ölbohrungen im Nationalpark in der Demokratischen Republik Kongo. Nun lenkt der britische Ölkonzern Soco International PLC mit einer Rückszugsankündigung ein und beendet seine Aktivitäten zur Ölförderung in Virunga.

Grösste Bedrohung zumindest vorerst abgewendet
„Damit ist die derzeit grösste Bedrohung für den Park zumindest vorerst abgewendet“, sagt Marco Lambertini, Generaldirektor des WWF International. „Wir fordern die Regierung der Demokratischen Republik Kongo nachdrücklich auf, alle mit dem Park überlappenden Ölkonzessionen endgültig zurückzunehmen. Sie würde damit ihrer Verantwortung für das Welterbe Virunga gegenüber der Weltgemeinschaft eindrucksvoll gerecht werden.“

Der WWF hatte im Oktober 2013 Beschwerde gegen das an der Londoner Börse gelistete Unternehmen Soco bei der nationalen Kontaktstelle der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) in Grossbritannien eingereicht. Die Rückzugsankündigung ist Ergebnis des Mediationsprozesses zwischen den beiden Parteien. Das Unternehmen wird sich nach Fertigstellung der bereits laufenden seismischen Tests zurückziehen und hat zugesagt, kein Öl im Nationalpark zu fördern. Denn dies könnte laut WWF zu schwerwiegenden ökologischen Schäden führen.

Weltnaturerbestätten immer häufiger in Interessenskonflikten
All den vielen Petitions-Unterzeichnern rund um den Globus dankt der WWF für die grosse Unterstützung. Da Weltnaturerbestätten immer häufiger in einen Interessenskonflikt von wirtschaftlicher Entwicklung und Naturschutz geraten, tagt Mitte Juni in Doha das Weltnaturerbe Komitee in seiner jährlichen Sitzung auch zu Bedrohungen des Great Barrier Reef in Australien, dem Selous Wildreservat in Tanzania und des Doñana Nationalpark in Spanien. (WWF/mc/ps)

Hintergrund:
Der Virunga Nationalpark, UNESCO Weltnaturerbe und Ramsar Feuchtgebiet, ist ein 790‘000 ha grosser Park im Osten der Demokratischen Republik Kongo, an der Grenze zu Ruanda und Uganda. Ebenso wie der Volcanoes Nationalpark in Ruanda entstand der Park 1969 aus dem bereits seit 1925 bestehenden Albert-Nationalpark. Er ist der älteste, artenreichste und landschaftlich vielfältigste Nationalpark Afrikas und unter anderem Heimat von knapp 200 der vom Aussterben bedrohten Berggorillas. Der im Park gelegene Edwardsee ist zudem Lebensgrundlagen für mehr als 50‘000 Menschen.
Eine WWF-Studie hat kürzlich ein wirtschaftliches Wertschöpfungs-Potenzial des Virunga Nationalparks von bis zu 1,1 Milliarden US-Dollar jährlich ermittelt – falls der Park nachhaltig bewirtschaftet würde. Dabei könnten vor Ort bis zu 45‘000 sichere Arbeitsplätze in den Bereichen Wasserkraft, Fischerei, Öko-Tourismus, Medizin sowie Forschung und Bildung entstehen, wie die Studie nachweist.

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