WWF: Klimaabkommen von Paris – In 20 Jahren weg vom Erdöl und Erdgas
Zürich – Die Schweiz kann das Pariser Klimaabkommen definitiv ratifizieren, wenn heute Abend die Referendumsfrist abläuft. Kalkulationen im Auftrag des WWF zeigen: Wenn die Schweiz ihren Beitrag an die Ziele des Pariser Abkommens leisten will, darf sie ab 2038 kein Erdöl, Erdgas und keine Kohle mehr verbrennen.
Die Schweiz gehört zu den letzten Ländern, die das Pariser Klimaabkommen ratifizieren – doch das trübt die Freude nicht. Entscheidend ist, ob die Schweiz die notwendigen Massnahmen umsetzt, um die Ziele zu erreichen. Gemäss Pariser Abkommen soll die globale Klimaerwärmung möglichst unter 1.5 Grad, sicher aber unter 2 Grad gehalten werden, um unabsehbare katastrophale Folgen zu verhindern.
Das Beratungsbüro EBP Schweiz hat im Auftrag des WWF ausgerechnet, was die Schweiz anteilsmässig zu diesem Ziel beitragen muss. Dies auf der Basis des Vertragstextes und der wissenschaftlichen Erkenntnisse. Das Ergebnis der Studie ist klar: Die Schweiz muss den CO2-Ausstoss bis 2038 netto auf null senken. Das entspricht einer linearen Reduktion um 3,8 Prozentpunkte pro Jahr. Als Zwischenziel muss der CO2-Ausstoss 2030 zwei Drittel unter dem Niveau von 1990 liegen. Zum Vergleich: Gemäss Vorschlag des Bundesrats soll die Schweiz ihren eigenen Ausstoss im kommenden Jahrzehnt gerade Mal um 1 Prozentpunkt pro Jahr senken. 2030 wäre er damit gerade Mal 30 Prozent unter dem Stand von 1990.
«Parlament muss nachlegen»
«Die Schweiz produziert kein Erdöl, keine Kohle und kein Erdgas, dafür Spitzentechnologie gegen Energieverschwendung und für die Nutzung von sauberen Energien», sagt Patrick Hofstetter, Leiter Klima und Energie beim WWF Schweiz. «Mit einem raschen Ausstieg aus den fossilen Energien kann die Schweiz darum nur gewinnen». Damit dieser Ausstieg gelingt, darf ab sofort kein Geld mehr in Infrastruktur fliessen, für deren Nutzung fossile Energien benötigt werden. Im kommenden Jahr wird das Parlament die neuen Klimaziele für die Schweiz festlegen und die dafür notwendigen Massnahmen definieren. Patrick Hofstetter dazu: «Die neue Studie zeigt, dass die Ambitionen des Bundesrats nicht ausreichen und das Parlament nachlegen muss. Nehmen wir uns Länder wie Schweden oder Grossbritannien zum Vorbild.» Diese Länder wollen ihre eigenen Emissionen nahezu doppelt so stark reduzieren wie die Schweiz. Grossbritannien hat etwa bereits das Ende von Benzin- und Dieselmotoren beschlossen, Schweden hat sich schon praktisch ganz von fossilen Heizungen verabschiedet.
Für die Studie wurde im Sinne des Pariser Klimaabkommens angenommen, dass die Klimaerwärmung auf 2 Grad begrenzt wird und alle Menschen gleich viel CO2 ausstossen dürfen. Die historischen Emissionen sind seit 1990 berücksichtigt. Damals hat der Uno-Klimarat IPCC seinen ersten Bericht veröffentlicht und die Schweizer Klimapolitik bezieht sich auf dieses Stichjahr. Würde man die historischen Emissionen umfassender berücksichtigen, ein strengeres Erwärmungsziel von maximal 1.5 Grad anwenden sowie die grossen finanziellen und technischen Möglichkeiten der Schweiz gewichten, müsste die Schweiz noch deutlich schneller aus den fossilen Energien aussteigen.
Die Kurzstudie von EBP Schweiz ist unter wwf.ch/medien zu finden. (WWF/mc/ps)