WWF Living Planet Report 2022: Untersuchte Tierbestände schrumpfen weltweit um 69%

Berggorilla (Gorilla beringei beringei) im Virunga-Nationalpark, Demokratische Republik Kongo. (Bild: © Paul Robinson / WWF)

Zürich – Gerne würde der WWF einen anderen Titel in dieser Medienmitteilung wählen, aber der 14. «Living Planet Report 2022» liest sich dramatisch: Seit 1970 sind durchschnittlich 69% aller überwachten Populationen von Säugetieren, Vögeln, Fischen und Reptilien verschwunden. Die Hauptursachen für den weltweiten Rückgang der Wildtierbestände sind der Verlust von Lebensräumen, die Ausbeutung, die Umweltverschmutzung, die Klimakrise, Krankheiten sowie die Ausbreitung invasiver Arten. Der WWF appelliert eindringlich an Regierungen, Unternehmen und die Öffentlichkeit: Wir müssen verbindliche Massnahmen ergreifen, um die Zerstörung der biologischen Vielfalt zu stoppen.

Thomas Vellacott, Geschäftsleiter WWF Schweiz: «Unsere Gesundheit, Gesellschaft, Wirtschaft, ja unsere gesamte Existenz hängt von der Natur ab. Sie ist wie ein Turm. Jeder Baustein dieses Turms stellt eine Tier- oder Pflanzenart dar. Je mehr Steine herausgeschlagen werden, sprich je mehr Arten aussterben, umso instabiler wird er. Der aktuelle Report zeigt: Wir dürfen keine Zeit verlieren, um das Blatt zu wenden für einen lebenswerten Planeten für uns und unsere Kinder.»

Es braucht ein Abkommen im Stil des Pariser Klimaabkommens
Die Chance, das Artensterben zu stoppen, bietet sich auf der Weltnaturschutzkonferenz (COP 15) diesen Dezember in Montreal. Dort wird ein neues globales Abkommen zum Erhalt der biologischen Vielfalt verhandelt. Ziel ist es, das Artensterben und den Verlust von Ökosystemen bis 2030 zu stoppen. Der WWF zählt auf die offizielle Schweiz, sich in Montreal für ambitionierte Ziele für unsere Natur einzusetzen.

Der WWF argumentiert in seinem Bericht, dass verstärkte Anstrengungen zum Schutz und zur Wiederherstellung der Natur, eine nachhaltigere Produktion und ein nachhaltigerer Konsum von Lebensmitteln sowie eine rasche und tiefgreifende Dekarbonisierung aller Sektoren die aktuelle Entwicklung bremsen und umkehren können. Die Autor:innen sehen die politischen Entscheidungsträger:innen in der Verantwortung, die Rahmenbedingungen der Wirtschaft so zu setzen, dass die natürlichen Ressourcen einen angemessenen Stellenwert erhalten.

Der «Ping-Pong-Effekt» zwischen Artensterben und Klimakrise steht zum ersten Mal im Fokus des «Living Planet Reports». Laut dem Internationalen Biodiversitätsrat IPBES wird die Erderhitzung in den kommenden Jahrzehnten zur Hauptursache des Artensterbens. Umgekehrt heizt der fortschreitende Verlust an biologischer Vielfalt die Klimakrise weiter an. Brennende Regenwälder, aussterbende Arten und immer grössere Monokulturen verringern die Kohlenstoffspeicherung der Ökosysteme. Thomas Vellacott sagt: «Wenn wir so weitermachen wie bisher, drohen wir im Kampf gegen die Klimakrise unsere beste Verbündete zu verlieren: die Natur.»

Muss das «Living» bald aus dem Living Planet Report gestrichen werden?
Diese Zwillingskrise trifft gemäss WWF viele Wildtiere wie zum Beispiel den afrikanischen Waldelefanten. In bestimmten Regionen sind die Waldelefanten-Bestände bereits um mehr als 90% zurückgegangen. Mit fatalen Folgen: Ohne diese Elefanten verändert sich die Zusammensetzung des Waldes, so dass dieser deutlich weniger Kohlenstoff speichern kann. Gleichzeitig werden durch die Klimakrise Dürreperioden wahrscheinlicher und die Wasserversorgung für Elefanten immer unsicherer.

Trendwende ist möglich
Dass der Naturverlust gestoppt werden kann, zeigen wachsende Bestände beispielsweise von Seeadlern oder Tigern. Thomas Vellacott sagt: «Mit mehr Schutzgebieten, einer Umstellung der Landbewirtschaftung und nachhaltigeren Konsum können wir den Verlust der biologischen Vielfalt aufhalten. Darum muss sich die Schweiz auf der Weltnaturschutzkonferenz für ein Abkommen einsetzen, das den ökologischen Fussabdruck unserer Gesellschaften massiv verringert, unsere Ökosysteme schützt und dabei stets die Beteiligung und die Rechte lokaler Gemeinschaften und der indigenen Bevölkerung garantiert.»

Erfolgsmeldungen:

Besonders gefährdete Tiere:

(WWF/mc/ps)

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