Zürich – Die Schweizer Retailbanken haben gemäss dem WWF in den vergangenen Jahren zwar Fortschritte bezüglich Nachhaltigkeit gemacht. Allerdings sei die Umsetzung der Klimaziele im Kerngeschäft noch nicht verankert, stellt die Umweltschutzorganisation in einem am Montag veröffentlichten Rating der 15 grössten Schweizer Retailbanken fest.
Immerhin seien alle Banken in unterschiedlicher Art in Initiativen tätig, die sich für Klima, Umwelt und Soziales einsetzen, räumt der WWF in einer Mitteilung ein. Eine «Vorreiter Bank» oder gar eine «visionäre Bank» bezüglich Nachhaltigkeit macht die Organisation unter den grössten Schweizer Instituten im Privatkundengeschäft aber nicht aus. Das WWF-Rating des Schweizer Retailbankings wurde nach 2016/17 zum zweiten Mal erstellt.
Sieben der 15 Institute zählt die WWF-Studie zu den «Verfolgern» der Vorreiter-Banken: Es sind die Raiffeisen-Gruppe, die Credit Suisse Schweiz und die UBS Schweiz sowie die Kantonalbanken von Zürich, Bern, Basel und Baselland. Derweil bilden Postfinance, Migros Bank und Valiant zusammen mit den Kantonalbanken von Waadt, Graubünden und St. Gallen das «Mittelfeld» im Nachhaltigkeits-Ranking, während die Aargauische und die Luzerner Kantonalbank zu den «Nachzüglern» gezählt werden.
Konkrete umweltbezogene Ziele und Massnahmen nur bei wenigen Banken
Die Banken fokussieren laut der Untersuchung von WWF und PWC Schweiz vor allem auf die Umweltauswirkungen des eigenen Geschäftsbetriebs. Konkrete umweltbezogene Ziele und Massnahmen für das Kerngeschäft, also das Anlage- und Finanzierungsgeschäft, gebe es dagegen nur bei wenigen Banken. Entsprechend werde dieses wird noch nicht ausreichend mit den Klimazielen von Paris in Einklang gebracht, kritisiert die Studie.
Sparkonten oder weitere Sparprodukte würden nur gerade von zwei Banken überhaupt als möglicher Hebel für die Förderung nachhaltiger Lösungen erkannt. Dafür böten Banken vermehrt Anlage- und Vorsorgeprodukte mit nachhaltigen Optionen an. Hier fehlten aber verbindliche Mindeststandards, kritisiert der WWF. Entsprechend sei die Transparenz und die Vergleichbarkeit der Produkte für die Kundinnen und Kunden oft erschwert.
Immer noch zu wenig unternommen wird für die Umweltorganisation zudem im Bereich der Kredite. Zwar bieten 13 der 15 Banken Öko-Hypotheken für ökologisches Bauen und Wohnen an. Diese machten in allen Fällen nur einen «Bruchteil» des gesamten Hypothekargeschäfts aus und seien teilweise nur auf Renovationen anwendbar. Zudem würden die Kundenberaterinnen und Kundenberater teilweise nicht in Bezug auf nachhaltige Themen geschult und die Kreditnehmenden auch nicht aufgeklärt. (awp/mc/ps)