Zahl der Fernpendler seit 2010 deutlich gestiegen
Bern – Der durchschnittliche Schweizer Arbeitsweg misst 14,5 Kilometer. Wer zur Arbeit oder zur Schule geht oder fährt, braucht von Tür zu Tür etwa eine halbe Stunde. Der Arbeitsweg ist länger geworden: 2014 waren es im Vergleich mit dem Vorjahr 100 Meter mehr. Das teilte das Bundesamt für Statistik (BFS) am Dienstag mit. Rund jeder dritte Pendler hat es weniger als fünf Kilometer weit zur Arbeit. Für gut 4% aller Pendler ist der Arbeitsweg aber länger als 50 Kilometer – das BFS spricht von Fernpendlern. Ihre Zahl stieg seit 2010 um 13% auf ungefähr 122’000.
72’000 Personen pendelten 2014 zwischen 50 und 75 Kilometer weit. Noch rund 25’000 legen von daheim bis zur Arbeitsstelle 75 bis 100 Kilometer zurück, und 17’000 haben einen Weg von mehr als 100 Kilometern. Im Durchschnitt 4,5 Mal pro Woche legten Fernpendler den Hin- und Rückweg zurück, im gesamten Durchschnitt sind es 6,4 Mal.
Strecken über 75 km mehrheitlich im Zug
Je weiter der Weg, desto öfter der Zug: Fernpendler, die zwischen 50 und 75 Kilometer weit fahren müssen, benutzen in etwa zu gleichen Teilen das Auto oder den Zug. Ist die Strecke mehr als 75 Kilometer weit, ist der Anteil der Bahnpendler klar höher.
In den einzelnen Regionen ist der Anteil der Fernpendler überdurchschnittlich hoch: Den grössten Anteil haben mit mehr als 10% die Regionen Schaffhausen sowie Chablais/Unterwallis, die Bezirke Olten SO sowie die Leventina. Aus der Region Schaffhausen wird vor allem nach Zürich gependelt.
Vom Chablais und vom Unterwallis führen die Arbeitswege vor allem in die Region Lausanne, von Olten Richtung Berner Mittelland und Zürich und von der Leventina in die Tessiner Städte. Überdurchschnittlich viele Fernpendler leben zudem im Oberwallis, im Berner Oberland, im Glarnerland und im Raum Walensee und Sargans im Kanton St. Gallen.
Männer fahren weiter als Frauen
Dabei zeigt sich ein kleiner Unterschied: Männer haben mit 15,7 Kilometern im Durchschnitt einen 20% längeren Arbeitsweg als Frauen (13,1 Kilometer). Zudem nehmen Menschen mit akademischer oder höherer Berufsbildung weitere Arbeitswege in Kauf als Menschen, die eine Lehre oder nur die obligatorische Schule absolviert haben.
Kürzere Wege bedeuten laut der Statistik nicht zwangsläufig weniger Zeitaufwand: Pendlerinnen und Pendler aus dem Bezirk Genf hatten 2014 mit 7 Kilometern zwar den kürzesten Arbeitsweg aller Schweizer Bezirke. Die 33 Minuten, die sie für das Zurücklegen des Weges brauchten, sind aber der siebthöchste Durchschnittswert.
Lange dauern die Arbeitswege auch im Grossraum Zürich. Das BFS schreibt dazu, dass in städtischen Zentren eher Velos oder öffentliche Verkehrsmittel benutzt werden – oder die Menschen gleich zu Fuss zur Arbeit gehen. Relativ wenig Zeit erfordern Arbeitswege in eher abgelegenen Bergregionen.
Über die Hälfte fährt im Auto zur Arbeit
Nach wie vor benutzen in der Schweiz mehr als die Hälfte der Pendler das Auto, nämlich 52% 2014. Das waren leicht weniger als im Vorjahr. Zugelegt hat wie schon in den Jahren davor der Anteil der Bahn. Von 1990 bis 2014 verdoppelte sich die Zahl der Bahnpendler beinahe – sie stieg von 327’000 auf 636’000 Personen. 16% der Pendler wählten 2014 Züge als Hauptverkehrsmittel. Knapp 14% nahmen den Bus oder das Tram. Auch hier hat das BFS den kleinen Unterschied festgestellt: 57% der Männer pendeln mit dem Auto, aber nur 48% der Frauen.
Neun von zehn Erwerbstätigen – also rund 3,9 Millionen Menschen – mussten 2014 zum Arbeiten regelmässig aus dem Haus gehen. 70% der Pendler arbeiten ausserhalb ihrer Wohngemeinde, 19% von auch ausserhalb ihres Wohnkantons.
Junge Glarner habens weit
Noch nicht mitgezählt sind die gut 0,8 Millionen Ausbildungspendler. Das sind laut BFS ab 15-jährige Schüler, Studenten und Lehrlinge, die für ihre Ausbildung regelmässig ausser Haus gehen. Sie benutzen für ihre Wege am häufigsten die Bahn und andere öffentliche Verkehrsmittel.
Ihr durchschnittlicher Weg zum Ausbildungsort war im Zeitraum von 2010 bis 2014 20 Kilometer lang und dauerte im landesweiten Mittel ungefähr 40 Minuten. Je nach Region gibt es grosse Unterschiede: Junge Glarnerinnen und Glarner hatten es im Mittel 36 Kilometer weit, Genferinnen und Genfer dagegen nur 9 Kilometer. (awp/mc/pg)