Zürcher Eigenheimpreise steigen im 3. Quartal trotz Krise kräftig
Zürich – Die Corona-Krise kann den Menschen die Lust auf die eigenen vier Wände nicht vermiesen. Im Gegenteil: sie legen in Krisenzeiten mehr Wert auf ein gepflegtes und sicheres Heim. Kein Wunder ist die Nachfrage ungebrochen und die Preise steigen weiter auf neue Höchststände.
Die Anzahl der Freihandtransaktionen fiel im zweiten und dritten Quartal 2020 höher aus als in den Vorjahresquartalen, wie die Zürcher Kantonalbank (ZKB) im jüngsten «Immobilienbarometer» schreibt. Zudem hätten die Eigenheimpreise zu einem regelrechten Rally angesetzt.
Dies gilt vor allem für den Kanton Zürich, wie der Zürcher Wohneigentumsindex (ZWEX) im dritten Quartal mit einem Plus von 5,2 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal zeigt. «Ausgerechnet da, wo das Preisniveau besonders hoch ist, namentlich in der Stadt Zürich und an den Seeufern, sind die Preise (mit +7%) am meisten gestiegen», schreibt die ZKB. Sie hat daher ihre Preisprognose für den Kanton für 2020 auf neu +4 von bisher +1 Prozent erhöht.
Und auch im nächsten Jahr erwartet die Bank steigende, wenn auch etwas weniger dynamische Eigenheimpreise. 2021 dürfte Wohneigentum im Kanton Zürich um 3,0 und schweizweit um 2,0 Prozent teurer werden, heisst es in der Studie.
Cocooning-Effekt
Mit den Fundamentaldaten lässt sich die Preisbeschleunigung laut ZKB nicht vollständig erklären. Die Hypothekarzinsen seien schon lange tief und Wohneigentum aufgrund des forcierten Mietwohnungsbaus knapp. Auch die relativ stabilen Arbeitsmarktaussichten mit vielen gut bezahlten Arbeitsstellen seien nichts Neues.
Doch man habe womöglich den psychologischen Effekt unterschätzt. Denn die Wohnsituation habe wegen Covid-19-Pandemie eine ganz besondere Bedeutun, schreibt die ZKB und spricht dabei von einem Cocooning-Effekt. «Viele Haushalte haben noch nie so viel Zeit in der eigenen Wohnung verbracht». So lange das Virus grassiere, dürfte das Wohnen diesen besonderen Stellenwert behalten.
Leerstände nehmen in Altbauten zu
Während Jahren war der Anstieg der Leerstände getrieben durch den Neubau. Doch dieser Trend hat inzwischen gedreht. Erstmals seit 2010 sei das Wachstum der leeren Neubauwohnungen im Kanton Zürich 2020 rückläufig, nämlich um 8,1 Prozent, schreibt die ZKB weiter. Insgesamt stünden 819 Neubauwohnungen weniger leer als 2019. Die Leerstandproblematik scheine sich vermehrt auf ältere Liegenschaften zu verlagern, die mit der Attraktivität vieler Neubauwohnungen nur schlecht mithalten könnten. Ein ähnliches Phänomen kenne man auf dem Büromarkt, wo die Vermietung älterer Büroliegenschaften schon länger harze.
Baubewilligungen nehmen zu
Seit Anfang 2020 steigt gemäss Immobilienbarometer die Zahl der bewilligten Wohnungen im Kanton Zürich wieder. Treiber sei vor allem die Stadt Zürich. Auch wenn die Bautätigkeit keine Höchststände erreiche, sei die Aufholjagd der Stadt beachtlich. Vor allem der Neubau der Wohnsiedlung Letzibach in Altstetten und diverse Ersatzbauten in Schwamendingen, dem Kreis 2 und Kreis 6 trügen zur Dynamik bei. (awp/mc/pg)