Meyer Burger steht vor dem Aus

Bei Meyer Burger drohen die Lichter auszugehen. (Foto: Meyer Burger)

Thun – Die Tage des angeschlagenen Solarunternehmens Meyer Burger scheinen gezählt. Mit der Kündigung des grössten Auftraggebers ist die angestrebte finanzielle Restrukturierung und damit auch der Fortbestand der Gesellschaft akut gefährdet.

Meyer Burger hat erneut schlechte Nachrichten erhalten. Der grösste Auftraggeber Desri hat den Rahmenvertrag mit Meyer Burger per sofort gekündigt, wie das Unternehmen am Freitag mitteilte.

Durch die Kündigung dürfte Meyer Burger nun praktisch am Ende sein. «Das Unternehmen geht derzeit davon aus, dass unabhängig von der Gültigkeit einer solchen Kündigung, die weit fortgeschrittenen Bemühungen um eine finanzielle Restrukturierung wahrscheinlich beeinträchtigt werden», so die Mitteilung.

Und falls diese finanzielle Restrukturierung scheitere, könnten die Geschäfte wohl nicht mehr weiter fortgeführt werden. Bevor weitere Informationen publiziert werden, will Meyer Burger die Situation analysieren.

Langer Leidensweg
So zeichnet sich das Ende eines längeren Leidenswegs ab, denn Meyer Burger kämpft schon eine Weile ums Überleben. Die Solartechnologiefirma braucht dringend Geld, um die geplante Verlagerung der Aktivitäten in die USA voranzutreiben und so überhaupt überleben zu können. Im ersten Halbjahr 2024 hat die Gruppe einmal mehr tiefrote Zahlen geschrieben.

«Wir haben eine Finanzierungslücke im hohen zweistelligen Millionenbereich und müssen diese schliessen», sagte Franz Richter, der seit Kurzem CEO und Verwaltungsratspräsident in Personalunion ist, erst vor rund zwei Wochen. Um an das benötigte Geld zu kommen, wurden Verhandlungen mit den Gläubigern aufgenommen. Eine Kapitalerhöhung schloss Richter derweil aus.

Analysten gingen indes von einem noch grösseren Kapitalbedarf im Bereich von 100 bis 120 Millionen Franken aus.

Meyer Burger machen seit längerem die Billigkonkurrenz aus China und Überkapazitäten im europäischen Solarmarkt zu schaffen. In der ersten Jahreshälfte hat der Abverkauf von Solarmodulen aus dem Lager zu Dumpingpreisen Verluste verursacht. Hinzu kamen Abschreiber und Kosten zu dem ins Stocken geratenen Aufbau der US-Produktion.

Aufbau neuer Produktion wegen fehlender Mittel gestoppt
In Colorado Springs musste Meyer Burger im September den Bau einer Solarzellenproduktion stoppen, da das Geld fehlte. Die Zellen sollten auch künftig im deutschen Thalheim produziert und in Goodyear im US-Bundesstaat Arizona zu Solarmodulen verbaut werden. Ob dies noch länger der Fall sein wird, ist nun mehr als zweifelhaft.

Wie schlecht es der Firma geht, zeigte sich anhand des Halbjahresberichts Ende Oktober. Der Umsatz halbierte sich annähernd auf 49 Millionen Franken. Daraus resultierte ein mehr als doppelt so hoher Betriebsverlust sowie ein Reinverlust von über 300 Millionen Franken.

Prekäre finanzielle Lage
Die finanzielle Lage von Meyer Burger ist entsprechend prekär: Ende September lagen nur noch gut 80 Millionen Franken in der Kasse. Der Verkauf von Vermögenswerten aus der mittlerweile geschlossenen Modulproduktion im deutschen Freiberg und weitere Verkäufe von Produkten aus dem Lager sollten der Gruppe Luft verschaffen.

Gegründet wurde das Unternehmen im Jahr 1953 von Hans Meyer und Willy Burger, nach denen das Unternehmen auch heute noch benannt ist. Zu Beginn hatte das Unternehmen seinen Schwerpunkt auf Uhrenstein-Herstellungsmaschinen. Im Jahr 1970 stieg das Unternehmen in das Geschäft für Schneidemaschinen von Siliziumwafern für die Halbleiterbranche ein.

Die Photovoltaik-Industrie erschloss das Unternehmen Anfang der 1980er Jahre, im Jahr 2020 gab das Unternehmen einen von vielen Strategiewechseln bekannt und setzte ganz auf das Geschäft als Equipment-Lieferanten zum Hersteller von Solarzellen und -modulen. Dazu wurden auch Fabriken von insolventen Solarherstellern in Deutschland zugekauft. Doch so richtig in Schwung kam das Geschäft nie.

Meyer Burger-Aktien brechen mit Handelsaufnahme ein
Die Aktien von Meyer Burger sind nach der nächsten Hiobsbotschaft im freien Fall. Gegen 16.00 Uhr sacken die Titel um 62 Prozent auf 44 Rappen ein. Sie waren kurz nach 10.00 Uhr vom Handel ausgesetzt worden. Vor einem Jahr kosteten die Papiere noch annähernd 78 Franken – nahezu also ein Totalverlust, wenn man den aktuellen Kurs anschaut. Die Börsenkapitalisierung liegt damit aktuell noch bei knapp 15 Millionen. (awp/mc/pg)

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