Zusatzerlöse mit öffentlichen Ladepunkten – Ein Leitfaden für Unternehmen

Ettlingen – Die Elektromobilität ist auf dem Vormarsch und eröffnet Unternehmen vielfältige Möglichkeiten, insbesondere durch die Bereitstellung und den Betrieb öffentlicher Ladepunkte für Elektrofahrzeuge. Mit gezielten Investitionen und dem richtigen Know-how können Firmen nicht nur einen bedeutenden Beitrag zur Verkehrswende leisten, sondern auch beträchtliche Zusatzerlöse generieren.
Ein zentraler Mechanismus hierfür ist die Treibhausgasminderungs-Quote (THG-Quote), die speziell für Betreiber von öffentlich zugänglichen Ladepunkten lukrative Chancen bietet.
Die THG-Quote als lukrative Einnahmequelle
Die Treibhausgasminderungs-Quote, kurz THG-Quote, ist ein Instrument der Klimapolitik, das Unternehmen dazu ermutigt, ihre Treibhausgasemissionen zu senken. Daten der Bundesnetzagentur zufolge können Ladepunkte, die öffentlich zugänglich sind, besonders lohnend sein, weil der für das Laden verwendete Strom auf die THG-Quote angerechnet wird. Das führt zu jährlichen Prämien, die aus den Zertifikaten resultieren, die Unternehmen erwerben müssen, um ihre Treibhausgasbilanz auszugleichen. Als Unternehmen kann man also mit öffentlichen Ladepunkten Geld verdienen.
Technische und regulatorische Anforderungen im Überblick
Damit ein Ladepunkt für die THG-Quote qualifiziert ist, muss dieser öffentlich zugänglich sein. Das bedeutet, dass jeder potenzielle Nutzer die Möglichkeit haben muss, den Ladepunkt zu nutzen. Hier sind einige Beispielstandorte für öffentliche Ladepunkte:
- Supermarktparkplätze: Kunden können während des Einkaufs ihr Elektrofahrzeug aufladen.
- Firmenparkplätze: Auch während der Betriebszeiten zugängliche Ladepunkte auf dem Gelände sind qualifiziert.
- Parkhäuser: Parkhausticketsysteme ermöglichen den Zugang zu den Ladepunkten.
Ladepunkte, die ausschliesslich von Mitarbeitern eines Unternehmens oder Gästen eines Hotels genutzt werden können, erfüllen hingegen nicht die Kriterien der öffentlichen Zugänglichkeit und kommen für die Teilnahme am THG-Quotenhandel nicht infrage.
Weitere technische Anforderungen
Neben der Voraussetzung der öffentlichen Zugänglichkeit gibt es weitere technische Mindestanforderungen, die eingehalten werden müssen:
- Punktuelles Laden ermöglichen: Der Ladepunkt muss für spontane Nutzung freigegeben sein, das heisst, Nutzer müssen ohne längere Vertragsbindung laden können.
- Authentifizierungsverfahren und Bezahlsysteme: Laut der Ladesäulenverordnung müssen alle Anforderungen in Bezug auf Authentifizierungsverfahren und Bezahlsysteme erfüllt werden.
- Eichrechtskonformität: Der Ladepunkt muss eichrechtskonform sein, um eine korrekte Abrechnung der geladenen Strommenge und Ladedauer sicherzustellen.
Einfache Schritte zur Teilnahme am THG-Quotenhandel
Die Teilnahme am THG-Quotenhandel ist unkompliziert, wenn die Voraussetzungen erfüllt sind. Wesentliche Schritte sind:
- Technische und regulatorische Anforderungen sicherstellen: Zunächst müssen die Anforderungen an die Ladepunkte erfüllt sein. Dazu zählen die eben erwähnten Punkte wie Öffentlichkeit des Zugangs, die Eichrechtskonformität und die Bereitstellung von Bezahlsystemen.
- Registrierung bei der Bundesnetzagentur: Betreiber müssen sich mit einer sogenannten Betreibernummer bei der Bundesnetzagentur registrieren. Diese Registrierung ist Voraussetzung zur Teilnahme am THG-Quotenhandel.
- Vermarktung der THG-Quoten: Ein spezialisiertes Unternehmen kann mit der Vermarktung der THG-Quoten beauftragt werden. Ein massgeschneiderter Vertrag legt die Rahmenbedingungen und Zeiträume der Vermarktung fest.
- Übermittlung der Ladestromdaten: Die gesammelten Daten der Ladestrommengen müssen übermittelt werden. Dies kann durch ein einfaches Excel-Template erfolgen. Der Vermarktungspartner übernimmt dann die weiteren Schritte.
Unternehmen, die diese vier Schritte erfolgreich durchlaufen, können ihre THG-Quoten effektiv vermarkten und somit jährliche Zusatzerlöse generieren.
Checkliste zur Registrierung im Ladesäulenregister
Um die THG-Prämie für öffentliche Ladesäulen zu erhalten, ist die Registrierung im Ladesäulenregister der Bundesnetzagentur unerlässlich. Der digitale Anmeldeprozess erfordert detaillierte Angaben zum Ladepunkt. Folgende Informationen sollten bereitgehalten werden:
- Betreibernummer: Sofern bereits vorhanden, die 4-stellige Betreibernummer bereithalten.
- Standortdaten: Die genauen Koordinaten (Breiten- und Längengrad) des Ladepunktes bestimmen. Diese können einfach über Google Maps herausgefunden werden.
- Inbetriebnahmedatum: Das Datum der Inbetriebnahme oder des geplanten öffentlich Zugänglichwerdens vermerken.
- Technische Daten: Die Nennleistung (kW) der Ladeeinrichtung sowie die Anzahl der Ladepunkte erfassen.
- Bezahlsysteme und Authentifizierungsverfahren: Angaben zu den angebotenen Bezahlsystemen und den dafür erforderlichen Authentifizierungsverfahren machen.
- Art und Steckersysteme: Die Art und das Steckersystem aller Ladepunkte auflisten.
- Inbetriebnahmeprotokoll: Für Schnellladepunkte über 22 kW ist das Inbetriebnahmeprotokoll erforderlich.
- Public Key: Sofern vorhanden, sollte der Public Key des Ladepunkts angegeben werden.
Zusätzlich zu diesen Angaben ist die Einverständniserklärung zur Veröffentlichung auf der Website der Bundesnetzagentur abzugeben. Auch die standardisierte Datenschnittstelle zur Übermittlung von Standortinformationen, Autorisierungs- und Abrechnungsdaten sowie dynamischen Daten zur Betriebsbereitschaft und zum Belegungsstatus muss man haben.
Zusätzliche Einnahmequellen durch öffentliche Ladepunkte
Neben der Teilnahme am THG-Quotenhandel bieten öffentliche Ladepunkte Unternehmen verschiedene Möglichkeiten, zusätzliche Einnahmen zu generieren:
- Nutzungsgebühren: Betreiber können direkte Gebühren für das Laden der Fahrzeuge erheben.
- Werbung: Ladepunkte in gut frequentierten Bereichen können als Werbeflächen vermarktet werden.
- Partnerschaften: Kooperationen mit Einzelhändlern oder Gastronomiebetrieben, die zusätzliche Dienstleistungen während des Ladens anbieten, können ebenfalls lukrativ sein.
Vorteile für das Unternehmensimage
Die Bereitstellung öffentlicher Ladepunkte kann das Image eines Unternehmens erheblich verbessern. Die Sichtbarkeit als umweltbewusstes und zukunftsorientiertes Unternehmen kann nicht nur die Kundenbindung stärken, sondern auch neue Kunden anziehen. Zudem positionieren sich Unternehmen dadurch positiv im Wettbewerb und erfüllen möglicherweise Auflagen ihrer Corporate Social Responsibility (CSR)-Richtlinien.
Herausforderungen und Lösungen
Auch wenn die Einrichtung und der Betrieb öffentlicher Ladepunkte zahlreiche Vorteile bieten, gibt es Herausforderungen, die gemeistert werden müssen:
- Hohe Anfangsinvestitionen: Die Installation von Ladesäulen und die notwendigen Infrastrukturmassnahmen können kostspielig sein. Staatliche Förderprogramme und Zuschüsse können jedoch eine finanzielle Entlastung bieten.
- Betrieb und Wartung: Der kontinuierliche Betrieb und die Wartung der Ladepunkte sind essenziell, um die Funktionalität zu gewährleisten. Kooperationen mit spezialisierten Dienstleistern können hier Abhilfe schaffen.
- Technologische Entwicklungen: Die Elektromobilität ist ein dynamischer Bereich, der sich stetig weiterentwickelt. Unternehmen müssen am Ball bleiben und ihre Ladeinfrastruktur kontinuierlich auf den neuesten Stand bringen.
Die Zukunft der Elektromobilität und die Rolle der Unternehmen
Die Elektromobilität wird in den kommenden Jahren weiter an Bedeutung gewinnen. Um den wachsenden Bedarf an Ladeinfrastruktur zu decken, spielen Unternehmen eine zentrale Rolle. Neben technologischen Innovationen können sie durch Kooperationen und den Austausch von Know-how gemeinsam die Weichen für eine nachhaltige Verkehrswende stellen.
Mit der strategischen Investition in öffentliche Ladepunkte und der Nutzung der THG-Quote können Unternehmen nicht nur einen wesentlichen Beitrag zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen leisten, sondern auch wirtschaftlich erfolgreich sein.
Fazit: Ladeinfrastruktur als strategische Investition
Die Bereitstellung von öffentlichen Ladepunkten bietet Unternehmen eine attraktive Möglichkeit, sich strategisch im Wachstumsmarkt der Elektromobilität zu positionieren und gleichzeitig wirtschaftliche Vorteile zu realisieren. Durch die Teilnahme am THG-Quotenhandel können Betreiber nicht nur einen Beitrag zum Klimaschutz leisten, sondern auch Zusatzerlöse generieren. Die Einhaltung technischer und regulatorischer Anforderungen ist dabei ausschlaggebend.
Wer diese Chancen nutzen möchte, sollte die notwendigen Schritte zur Registrierung und Vermarktung seiner Ladepunkte sorgfältig planen. Mit einer durchdachten Herangehensweise können Unternehmen nicht nur die Verkehrswende aktiv mitgestalten, sondern auch auf wirtschaftlicher Ebene profitieren. (emo/mc(hfu)