Credit Suisse-CEO Tidjane Thiam. (Foto: CS)
Zürich – Die Credit Suisse sieht sich angesichts des anhaltend schwierigen Umfelds an den Finanzmärkten gezwungen, ihre Restrukturierung deutlich schneller und radikaler voranzutreiben als bisher geplant. Nach dem hohen Verlust im vierten Quartal 2015 zeichnet sich für das nächste Woche endende Auftaktquartal 2016 erneut ein Verlust ab.
Deswegen sollen noch mehr Kosten gespart werden und der Stellenabbau wird um 2’000 Arbeitsplätze nach oben korrigiert. Vor allem das Investment Banking (Global Markets) wird nun deutlich stärker und schneller abgebaut. Denn zu dieser Division gehört das Geschäft mit Anleihen (Fixed Income) oder Währungen, in dem die CS traditionell sehr gross ist, das jedoch viel Kapital braucht. Künftig wünscht sich das Management sowohl weniger kapitalintensive als auch weniger volatile Erträge.
Verlust in Q1
Nach dem enttäuschenden vierten Quartal 2015 werde man auch im ersten Quartal 2016 einen Verlust schreiben, sagte CEO Tidjane Thiam am Mittwoch an einer Telefonkonferenz. Schuld ist besonders Global Markets, aber auch Investment Banking & Capital Markets (IBCM) wird Thiam zufolge einen «kleinen Verlust» ausweisen.
In diesen Bereichen sei die Kundenaktivität zuletzt teilweise drastisch zurückgegangen, hiess es. Die Handelserträge im Startquartal etwa dürften um rund 40 bis 45% unter dem Niveau des Vorjahres ausfallen, hiess es. Die Credit Suisse litt aber auch unter den steigenden Zinsdifferenzen (Spreads) im High Yield Bereich. Als weitere (externe) Faktoren, die auf dem Geschäft lasten, nannte der Konzernchef Zentralbanken-Politik, tiefe Liquidität, hohe Volatilität sowie regulatorische Veränderungen.
Die anderen Geschäftsfelder hätten dagegen gut performt: Bei der Vermögensverwaltung spricht die Bank von einem Zufluss an Nettoneugeld für die Regionen APAC, IWM und die Swiss Universal Bank (UB) von 3,6 Mrd, 7,1 Mrd beziehungsweise 4,5 Mrd CHF im bisherigen Jahresverlauf.
Kampf gegen hohe Fixkosten
Die grössten Probleme der Bank sind nach wie vor die hohen und unflexiblen Fixkosten und die Grösse im Bereich Global Markets in den Regionen Americas und Europa. In den zurückliegenden Monaten habe man daher das Exposure für «Distressed Credits» und «US CLO Secondary Exposures» zurückgefahren. Insgesamt betragen die Abschreibungen im ersten Quartal rund 346 Mio USD nach bereits 633 Mio USD im vierten Quartal 2015.
Beschleunigt werden soll der Abbau der sogenannten risikogewichteten Aktiven (RWA) in Global Markets, und zwar auf 60 Mrd USD im laufenden Jahr von über 83 Mrd per Ende 2015. Auch der Abbau der Bilanz (Leverage) wird verschärft, und zwar auf 290 Mrd von bisher angestrebten 380 Mrd USD per Ende 2016.
6000 Stellen fallen im laufenden Jahr weg
Die Kosten sollen bis 2018 auf unter 18 Mrd fallen und damit bis zu 1 Mrd stärker als zuvor. Ob das bedeute, dass man in zwei Jahren entsprechend auch 1 Mrd CHF weniger Erträge erwarten würde, wollte Thiam nicht kommentieren. Bereits im laufenden Jahr sollen brutto 1,7 Mrd CHF (netto 1,4 Mrd) Kosten eingespart werden. Damit fallen neu 6’000 Stellen weg – also 2’000 mehr als zuletzt angekündigt. 2’800 Arbeitsplätze seien davon bereits weggefallen. Der zusätzliche Stellenabbau betreffe geografisch vor allem New York und London, so Thiam. Der Umbau hat kurzfristig auch höhere Ausgaben zur Folge. Neu geht die CS für 2016 von Restrukturierungskosten in der Höhe von 1 Mrd CHF aus (alt: 0,6 Mrd).
Im Zuge der Restrukturierung geht auch der Verkauf von nicht-strategischen Einheiten voran. Aus dem bereits abgewickelten Verkauf des Private Banking in den USA rechne man für das laufende Jahr mit Kosteneinsparungen von 0,5 Mrd USD, sagte CFO David Mathers. Der erst am Vorabend bekannt gewordene Verkauf des Private Bankings in Monaco und Gibraltar an Safra Sarasin werde indes wohl einen kleinen Verlust bescheren. Die Devestition habe jedoch eine positive Auswirkung auf die Kapitalposition und trage auch zu den Kosteneinsparungen bei.
Aktie etwas überdurchschnittlicher im Plus
Dieses Jahr will die Credit Suisse Vermögenswerte und Geschäfte in der Grössenordnung von mindestens 1 Mrd CHF veräussern. Auch die Investitionen sinken auf 1,0 Mrd von bisher in Aussicht gestellten 1,5 Mrd. Die harte Kernkapitalquote (CET1 look-through) dürfte sich somit dieses Jahr um 11 bis 12% bewegen.
An der Börse legte die Aktie um 0,9% auf 14,45 CHF zu in einem ebenfalls freundlichen Gesamtmarkt (SMI: +0,5%). In einer ersten euphorischen Reaktion zur Eröffnung avancierten Credit Suisse gar 4,5%. Die Titel sind allerdings im Jahresverlauf immer noch die grössten Verlierer im SMI mit einem Minus von rund 30%.
Die beschleunigte Restrukturierung stiess am Markt nur teilweise auf positive Resonanz. Die Bank hole damit nur das nach, was viele bereits im Oktober anlässlich der Vorstellung der neuen Strategie erwartet hätten, hiess es etwa. (awp/mc/pg)