650’000 Versicherte haben ihre Krankenkasse gewechselt

650’000 Versicherte haben ihre Krankenkasse gewechselt

Felix Schneuwly, Krankenkassen-Experte von comparis.ch. (Bild: Felix Schneuwly/Twitter)

Zürich – Wer die Krankenkasse wechselt, kann unter Umständen pro Jahr mehrere hundert Franken sparen. Trotzdem tun es die wenigsten: Im vergangenen Herbst wechselten 8,1 Prozent oder 650‘000 Versicherte ihre Kasse. Das zeigt eine repräsentative Umfrage, die das Marktforschungsinstitut GfK im Auftrag von comparis.ch bei 4000 Schweizern zwischen 18 und 75 Jahren im Dezember 2014 durchgeführt hat.

Die Deutschschweizer sind mit 9 Prozent etwas wechselfreudiger als die Westschweizer (7 Prozent) und die Tessiner (6 Prozent). Auch beim Alter gibt es Unterschiede: Während 13 Prozent der 18- bis 30-Jährigen ihre Kasse gewechselt haben, sank der Anteil der Wechsler mit steigendem Alter bis auf 4 Prozent bei den 61- bis 75-Jährigen.

Scheu vor administrativem Aufwand
In den beiden Vorjahren lag die Wechselquote noch tiefer mit 7,5 Prozent im Herbst 2013 und 6,8 Prozent im Herbst 2012. Allerdings sind in diesen Jahren auch die Prämien nicht so stark angestiegen wie auf 2015. «Trotzdem scheuen sich immer noch viele Leute vor dem Aufwand eines Kassenwechsels», sagt Krankenkassen-Experte Felix Schneuwly von comparis.ch. Zu Unrecht, wie der Experte sagt. Hat man seine Rechnungen bei der alten Kasse bezahlt, muss einen die gewünschte Kasse aufnehmen. Allein bei den erwachsenen Versicherten könnten 92 Prozent sparen, wenn sie zu einer anderen Kasse mit gleichem Modell und gleicher Franchise wechselten, wie comparis.ch kürzlich erhoben hat.

Alternativmodell: Zufriedenere Versicherte
Interessant ist auch, dass die Versicherten mit einem Alternativmodell kaum mehr zum Standardmodell zurückwechseln. Bei Alternativmodellen haben die Versicherten bestimmte Vorgaben, erhalten dafür aber einen Prämienrabatt. So müssen sie beim Hausarztmodell etwa immer zuerst den Hausarzt aufsuchen, der über das weitere Vorgehen befindet. Weitere Alternativmodelle sind HMO und Telmed. Wenn man die Versicherten betrachtet, die entweder das Modell oder die Versicherung gewechselt haben, zeigt sich: Nur 5 Prozent der alternativ Versicherten wechselten zum Standardmodell. Hingegen wechselten 40 Prozent der Standard-Versicherten in ein Alternativmodell. «Diese Zahlen zeigen, dass sich für die meisten Schweizer das Alternativmodell lohnt: Sie können Kosten sparen, bekommen aber trotzdem eine gute Leistung.», sagt Schneuwly

Selbstverantwortung bei den Wahlfranchisen
Sparen lässt sich allerdings nicht nur durch den Wechsel der Kasse oder des Versicherungsmodells, sondern auch durch die Anpassung der Franchise: Wer von der tiefsten Franchise von 300 Franken auf die höchste von 2500 Franken wechselt, kann pro Jahr bis zu 1540 Franken sparen. Bundesrat Alain Berset hegt nun Pläne, die Zahl der Franchisen zu reduzieren. Dies, weil die hohen Franchisen von vielen Gesunden unter anderem zum Prämiensparen gewählt wurden, wie die NZZ kürzlich schrieb. Ziel der Franchisen sei aber der sparsame Umgang mit medizinischen Leistungen. «Bundesrat Berset sollte diese Behauptung mit Zahlen belegen», sagt Schneuwly.

Die Zahlen zeigen, dass Personen mit einer hohen Franchise ihre Kasse eher wechseln als solche mit einer tiefen Franchise: Während bei den Versicherten mit 300-er Franchise 7 Prozent einer neuen Kasse beigetreten sind, haben dies ganze 11 Prozent der Versicherten mit 2500-er Franchise getan. «Die Franchisen sind nicht nur ein Anreiz zum Prämiensparen, sondern auch ein probates Mittel, um sich vor Überarztung zu schützen», sagt Felix Schneuwly. «Denn wer Leistungen selber bezahlt, beurteilt Kosten und Nutzen kritisch.»

Dass die Versicherten mit hoher Franchise auch öfter die Versicherung wechseln, zeige, dass diese kostenbewusst seien. Die verschiedenen Franchisenstufen erlauben es den Versicherten, je nach Budget und Krankheitsrisiko ihre maximale jährliche Kostenbeteiligung zwischen 1000 und 3200 Franken zu variieren. «Es gibt keinen vernünftigen Grund, den Versicherten diesen bescheidenen Spielraum der Selbstverantwortung zu nehmen», sagt Schneuwly. (comparis.ch/mc/pg)

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