Thomas Drissner, Investment Manager Asian Fixed Income, Aberdeen Asset Management Singapur
Zürich – Nach wie vor lassen sich asiatische Fixed Income-Allokationen nur in sehr geringem Ausmass in den Portfolios europäischer Investoren finden. Welche Umstände dafür verantwortlich sind und warum sich gerade im aktuellen Umfeld ein genauerer Blick auf diese Assetklasse lohnen könnte, diskutierte e-fundresesearch.com in einem Conference-Call mit Thomas Drissner , Investment Manager Asian Fixed Income, Aberdeen Asset Management in Singapur.
Trotz zunehmender Sorgen um die weitere Entwicklung der früheren globalen Wachstumslokomotive China ist eines klar: Asiatische Nationen sind mit einem Anteil von 30% des globalen Bruttosozialprodukts und rund 50% der globalen Währungsreserven längst zu einem signifikanten Bestandteil der globalen Weltwirtschaft avanciert und als solcher auch nicht mehr wegzudenken.
Chronische Unterrepräsentanz in bedeutenden globalen Fixed Income-Benchmarks
Allein: In den globalen Portfolios europäischer Anleger sind asiatische Nationen und insbesondere asiatische Anleihen nach wie vor noch nicht so richtig angekommen. Ein Grund dafür ist laut Thomas Drissner, Investment Manager Asian Fixed Income, Aberdeen Asset Management Singapur, die chronische Unterrepräsentanz in bedeutenden globalen Fixed Income-Benchmarks: „Beispielsweise ist Asien im Citi World Government Bond Index nur über Singapur und Malaysia und nur zu einem Anteil von 0,6% vertreten“, so Drissner gegenüber e-fundresearch.com. Selbst in dezidierten Emerging Markets-Benchmarks – wie beispielsweise dem JPM GBI-EM Global Diversified Index – seien asiatische Emittenten nur in vergleichsweise geringem und vor allem nicht vollständigem Ausmass vertreten.
„Das asiatische Fixed Income-Universum braucht einen regionalen Ansatz“ Thomas Drissner, Investment Manager Asian Fixed Income, Aberdeen Asset Management Singapur
Aufgrund der Unterrepräsentanz asiatischer Anleihen in globalen Anleihe-Indizes rät Drissner von Allokationen über weltweite Ansätze ab: Ähnlich den bei Schwellenländer-Aktienstrategien zunehmend zu beobachtenden lokaleren Ansätzen empfiehlt der in Singapur beheimatete Investment Manager Thomas Drissner Exposures zum asiatischen Fixed Income-Universum gezielter über regionale Ansätze zu steuern. Dadurch soll sowohl das Rendite- als auch das Diversifikationspotenzial der gesamten Assetklasse intensiver genutzt werden können. So investiert der von Thomas Drissner mitverwaltete „Aberdeen Global – Asian Credit Bond Fund“ derzeit in Anleihen von rund 100 Emittenten aus mehr als 15 verschiedenen asiatischen Nationen.
Berücksichtigt man, dass die Benchmark des Fonds derzeit fast 1.000 Emissionen umfasst, unterstreicht das zum einen die hohen Qualitätsansprüche, die das Fondsmanagement an die Emittenten stellt, zum anderen aber auch, dass das zur Verfügung stehende Anlageuniversum über die Jahre enorm gewachsen und gross genug ist, um Meinungen des Investmentteams zu strukturellen Entwicklungen effektiv umzusetzen und Mehrwert für die Kunden zu generieren.
Asian Credit lockt mit interessanten Spreads…
Insbesondere bei rein asiatischen Credit-Strategien sieht Drissner interessantes Allokationspotenzial für europäische Investoren und eine mögliche Antwort auf das sich zunehmend ausbreitende Null- bis Negativ-Zinsumfeld: „Sowohl bei asiatischen Investment Grade- als auch bei asiatischen High Yield-Titeln ist nach wie vor ein signifikanter Aufschlag im Vergleich zu amerikanischen und europäischen Titeln mit gleichem Rating zu beobachten“, so der Investment Manager gegenüber e-fundresearch.com. Auch die – im Vergleich zu anderen bedeutenden Fixed Income-Märkten – teilweise niedriger ausgeprägte Liquidität wird durch den Spread-Aufschlag in aller Regel überproportional attraktiv vergütet. Aberdeen unterhält in Asien regionale Handels-Teams, die das Fondsmanagement täglich über die Liquidität jeder einzelnen Position auf dem Laufenden halten. Darüberhinaus wird die Liquidität der Anleihen auch bei der Konstruktion der Kundenportfolien berücksichtigt.
…und einem Minimum an Energy-Exposure
Ein weiterer Faktor, der im aktuellen Umfeld für asiatische Credit-Lösungen spreche, sei das geringe Rohstoff-Exposure des Universums – für Drissner einer der Hauptgründe dafür, dass sich die Assetklasse in jüngster Vergangenheit etwas stabiler entwickeln konnte als beispielsweise ihr US-amerikanisches Pendant. Dennoch warnt der Experte vor zu optimistischen Erwartungen: „Wir müssen damit rechnen, dass wir aufgrund des anspruchsvolleren Makroumfeldes in diesem Jahr höhere Ausfallsraten in den Benchmarks beobachten werden“, erklärt Drissner im Gespräch mit e-fundresearch.com. Ein Umfeld, das den Mehrwert aktiver Ansätze auf die Probe stellen wird.
Der aktive Investment-Ansatz im Credit-Team bei Aberdeen umfasst beispielsweise einen “Corporate Government-Test”, eine genaue Analyse und Dokumentation der Bond-Covenants durch Rechtsspezialisten, die umfangreiche Erfahrung in Festland-China gesammelt haben, und nicht zuletzt die lokale Expertise des weitreichenden eigenen Netzwerks in Asien. In diesem Zusammenhang beschäftigt Aberdeen Analysten in den wichtigsten asiatischen Märkten, mit denen das Credit-Team in Singapur täglich in engem Kontakt steht und dadurch kurzfristig auf neue Entwicklungen reagieren kann.
Insbesondere bei Lokalwährungs-Emissionen chinesischer Unternehmen könnte es 2016 zu einem deutlichen Anstieg der Default-Rates kommen. Immer wieder zu hörende Vergleiche mit der Asienkrise der 1990er hält Drissner jedoch für nicht zulässig: Sowohl asiatische Nationen als auch Unternehmen hätten ihre Hausaufgaben gemacht und stünden heutzutage deutlich solider da – insbesondere das damals sehr signifikante Währungsrisiko sei durch die starke Forcierung der asiatischen Lokalwährungsmärkte unter Kontrolle gebracht worden. (AAM/mc/hfu)