Aberdeen Standard Investments: Die Zeiten ändern sich

Aberdeen Standard Investments: Die Zeiten ändern sich
Dan Grandage, Head of Sustainable Investing, abrdn. (Foto: pd)

Zürich – Im Zusammenhang mit Logistikgebäuden denkt man nicht unbedingt an Energieeffizienz, Technologie oder CO2-Innovationen. Tatsächlich zeigt sich aber, dass die Themen Umwelt, Soziales und Governance (ESG) vielfach sehr ernst genommen werden – speziell in der Weiterentwicklung von Technologie und Infrastruktur. Dies hat Folgen auf den künftigen Arbeitsmarkt.

Ende des Jahres befragten Dan Grandage, Head of ESG, Real Estate und sein Team mehr als 100 Eigentümer und Nutzer von Logistikimmobilien in ganz Europa. Die Ergebnisse zeichnen ein differenziertes Bild von der Art und Weise, wie der Markt ESG-Themen berücksichtigt.Es gibt im Wesentlichen vier Faktoren, die globale Immobilienanlagen beeinflussen, und es empfiehlt sich ihres Erachtens, die Umfrageergebnisse unter Berücksichtigung dieser Aspekte zu betrachten:

  • Umwelt- und Klimawandel
  • Zunehmende Forderungen nach Governance, Engagement und Transparenz von Anlagen
  • Demografischer Wandel
  • Rapide Weiterentwicklung von Technologien, Konnektivität und Infrastruktur

Weiterentwicklung von Technologie und Infrastruktur
Die den letzten Punkt betreffenden Ergebnisse der Umfrage sind vielleicht am wichtigsten und sensibelsten, meint Grandage. Nur knapp 10% der Befragten investieren bereits jetzt in die Robotik, aber 56% planen dies für die Zukunft. Über 60% bereiten den Einsatz autonomer Nutzfahrzeuge vor, durch die sich die Gestaltung und der Standort von Logistikanlagen in Zukunft ändern können. Die Umfrage hat auch gezeigt, dass 25% bereits in die Lagerautomatisierung investiert haben und weitere 43% dies in Zukunft tun wollen.

Bewusstsein für Umwelt- und Klimawandel
71% der Befragten geben an, ESG-Initiativen einzuleiten, um die negativen Umweltfolgen ihrer Aktivitäten zu kompensieren. Zu den Initiativen und Systemen, die umgesetzt werden, gehören beispielsweise LED-Beleuchtung (29,1%), alternative Energien wie Solarmodule (22,3%) sowie der Einsatz von Elektrofahrzeugen (6,8%).

Grandage und sein Team konnten sich bei ihren jüngsten Investitionen (in Logistik-Assets) selbst ein Bild von diesem Trend machen. Die Immobilien zeichnen sich durch eine hohe Energieeffizienz aus, erreichen oftmals ökologische Spitzenleistungen bei der Gebäudegestaltung und erzeugen darüber hinaus ihre eigene kohlenstoffarme Energie mittels Solarsystemen.

Niedrige Betriebs- und damit auch Energiekosten sind ein wichtiger Faktor im Hinblick auf den Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit, und lokal erzeugte Energie ist eine Möglichkeit, den entsprechenden Aufwand niedrig zu halten. Im Übrigen empfiehlt es sich mittlerweile, so Grandage, zusätzliche Kapazitäten und Infrastruktur für Zukunftstechnologien wie Stromladesysteme und autonome Fahrzeuge zu berücksichtigen, um so die Zukunftssicherheit von Gebäuden zu gewährleisten.

Demografischer Wandel
Veränderte Konsummuster werden von Logistikunternehmen als zweitgrösstes Risiko betrachtet. 54% der Befragten sind der Auffassung, dass der Faktor Standort immer mehr an Bedeutung gewinnt, wobei ein klarer Trend in Richtung Nähe zum Endkonsumenten zu beobachten ist. Dadurch wird eine Konkurrenz um Standorte und Grundstücke in städtischen Randlagen entstehen. Vor diesem Hintergrund wird darüber diskutiert werden müssen, wie Umweltbelange auf der einen Seite und die Schaffung von Arbeitsplätzen sowie die Bereitstellung von Dienstleistungen auf der anderen Seite miteinander in Einklang gebracht werden können.

Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt
Zweifellos wird dieser Drang nach Technologie nicht ohne Folgen für die rund 11 Millionen Menschen bleiben, die in Europa im Logistik- und Transportsektor beschäftigt sind. Viele führen weniger qualifizierte, kostengünstigere und stark manuelle Tätigkeiten wie Kommissionieren, Sortieren und Umlagern von Waren aus.

Die Zahl dieser Arbeitskräfte könnte in Zukunft abnehmen (47% der Befragten geben an, dass die Lagerautomatisierung den Arbeitskräftebedarf für den Betrieb von Anlagen beeinflussen wird). Allerdings bleibt man kritisch. Etwa 48% der Befragten erklären, dass sie mit dem Kostenfaktor Arbeit besonders sensibel umgehen. 60% der Unternehmen bemühen sich um eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen.

Die Veränderungen werden die Art und Weise der Arbeit betreffen. Mit zunehmender Komplexität der Anlagen steigt der Bedarf an qualifizierten Arbeitskräften, die in der Lage sind, Spezialmaschinen zu bedienen und zu warten.Das Aufkommen höher qualifizierter, besser bezahlter Arbeitsplätze in diesem Sektor ist eindeutig zu begrüssen. Es ist jedoch unbestreitbar, dass dies auf Kosten von Menschen in weniger qualifizierten Positionen gehen könnte, deren Arbeit automatisiert wird. Dies stellt eine Herausforderung dar, die Logistikunternehmen, wenn nicht sogar Regierungen, jetzt in Angriff nehmen müssen, indem sie untersuchen, wie sich ihre Belegschaft an die immer anspruchsvolleren Technologien anpassen kann.

Eines hat die Umfrage eindeutig gezeigt: Die vier Kräfte des Wandels sind im Logistiksektor mittlerweile allgegenwärtig. Erfreulich ist dabei allerdings, dass sich der Sektor an die neuen Gegebenheiten anpasst und ESG-Überlegungen nicht bloss als „nice to have“ abgetan werden. Sie fliessen ein in die grundlegenden unternehmerischen Entscheidungen von Eigentümern und Nutzern im Logistiksektor. ESG-Verfechter werten dies positiv.

Die zunehmende Berücksichtigung von ESG-Betrachtungen bei Investitionsentscheidungen verspreche interessante Zeiten, ist Grandage überzeugt. (Aberdeen/mc)

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